Kompetenz 4 Minuten Lesezeit So ge­lingt Fach­kräf­te­si­che­rung auf dem Land Startseite Angebote Praxisbeispiele
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Die Arbeit von Fachkräfte-Netzwerken ist aus vielen ländlichen Regionen nicht mehr wegzudenken. Sie bringen Arbeitnehmer*innen, Unternehmen und andere Akteure zusammen, werben Fachkräfte für ihre Region an und erleichtern Zugezogenen die Ankunft in der neuen Umgebung.

Starthilfe auf dem Land: „Ich hätte mir damals die Unterstützung eines Netzwerkes gewünscht.“

Als Sigrun Kreuser vor 18 Jahren der Liebe wegen aus Köln ins Wendland zog, gab es in der Region niemanden, der sich um die Sorgen und Nöte der werdenden Mutter kümmerte. „Ich hätte mir damals die Unterstützung eines Netzwerkes gewünscht“, sagt die Projektleiterin rückblickend.

Jahre später gründete sie als Mitarbeitende und im Auftrag des Landkreises Lüchow-Dannenberg selbst ein Netzwerk – die Agentur Wendlandleben. Dabei orientierte sie sich an Initiativen in den neuen Bundesländern. Dort entstanden nach der Wende erste Netzwerke für Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen. Anfangs konzentrierte sich die Agentur vor allem auf Rückkehrer*innen. Später erweiterte sich die Zielgruppe um Zuziehende, die verstärkt während der Pandemie – begünstigt durch den Breitbandausbau – aus den Städten ins Wendland kamen. Zunächst 2017 als von der EU gefördertes Projekt initiiert, wird die Agentur seit 2022 von der Gesellschaft für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Lüchow-Dannenberg mbH (GWBF) geführt?

Anlaufstelle für Fachkräfte, Unternehmen und Rückkehrer*innen

Heute ist Wendlandleben ein vollumfassendes Fachkräftenetzwerk, das die Region im östlichen Niedersachsen vermarktet, Fachkräfte gewinnt sowie kleinere und mittlere Unternehmen unterstützt.

Arbeitnehmer*innen können sich mit ihrem Lebenslauf bei Sigrun Kreuser vorstellen, die mit Fachwissen und Ortskenntnis alles tut, um passende Unternehmen zu finden. Gemeinsam mit ihrem Kollegen berät sie Interessierte auch bei der Frage, ob die Region zu ihnen passt.

Neuankömmlingen möchten sie einen optimalen Start ermöglichen. Große räumliche Entfernungen und fehlende soziale Kontakte am Anfang können das Ankommen im ländlichen Raum erschweren. Deshalb organisiert Sigrun Kreuser regelmäßig monatlich mit dem „Wendland Einmaleins“ Begegnungsveranstaltungen, bei denen sich Alteingesessene und Zugezogene kennenlernen können.

Außerdem bietet sie mit ihrer Website und den Social Media Accounts lokalen Unternehmen eine Plattform, Fach- und Nachwuchskräfte anzusprechen. Eine Kooperation mit der lokalen Tageszeitung erhöht dabei die überregionale und regionale Reichweite der Stellenangebote. Einmal im Jahr – bei der Kulturellen Landpartie – informiert die Agentur viele anreisende Besucher*innen mit Paneltalks und Vernetzungsformaten im Rahmen des Programms „Work.Life.Land“ über die Chancen und Möglichkeiten eines Umzugs ins Wendland.

Zusammenkommen: Coworking Spaces auf dem Land

Eine weitere Maßnahme, um ländliche Regionen für junge Fachkräfte attraktiver zu gestalten, sind sogenannte Coworking Spaces. Das Konzept ist einfach und aus der Großstadt bekannt: Menschen, die an keinen festen Arbeitsplatz gebunden sind, finden in Coworking Spaces einen gut ausgestatteten Arbeitsplatz und die Möglichkeit, sich zu vernetzen.

Das allein reicht aber in den meisten ländlichen Regionen nicht aus:

„Hier müssen sich Coworking Spaces etwas breiter aufstellen als in Großstädten. Es genügt nicht, nur Arbeitsplätze anzubieten, die Spaces sollten sich auch in die Region integrieren und Angebote für die lokale Bevölkerung abseits eines Schreibtisches schaffen“, erklärt Nicole Dau von CoWorkLand. So veranstalten einige Spaces Dorffeste, Flohmärkte oder stellen öffentliche Werkstätten zur Verfügung.

Die Genossenschaft mit Wurzeln in Schleswig-Holstein hilft Interessierten bundesweit, das richtige Coworking Space in ihrer Region zu finden sowie Gründer*innen, die Coworking-Räume eröffnen möchten. Das Angebot ist vielfältig und reicht von Pop-Up Spaces in alten Kinos über Workation, also die Kombination von Arbeit und Urlaub, in großen Hotelanlagen bis hin zu umgebauten Bauernhöfen mit eigener Mosterei.

Wenn interne Arbeitsabläufe Heimarbeit erlauben, können ländliche Betriebe bereits beim Recruiting auf die verschiedenen Coworking-Möglichkeiten hinweisen und sich somit als attraktive*r Arbeitgeber*in präsentieren.

Alle sollen gut ankommen

Auch das Münsterland spürt das Fehlen von Fachkräften. Laut des Ländersteckbriefs Nordrhein-Westfalen können hier mehr als die Hälfte der offenen Stellen nicht mit geeigneten Arbeitskräften besetzt werden.

Dem hat Monika Leiking mit ihrer Agentur Onboarding@Münsterland einiges entgegenzusetzen. Mit deutschlandweiten Imagekampagnen, einem Innovationspreis für Unternehmen und Willkommensevents möchte sie Fachkräfte aus dem In- und Ausland für die Region begeistern. Betriebe können sich auf der Internetseite als Arbeitgeber*innen präsentieren und Stellen ausschreiben. Das vielfältige Job-Angebot kann sich durchaus mit den Ballungsräumen messen lassen: Vom Gesundheitssektor über die Tourismusbranche bis hin zum öffentlichen Dienst und der Automobilbranche sind hier verschiedenste Bereiche vertreten.

Neben der Sichtbarkeit auf der Website sowie in den sozialen Medien bietet die Agentur Arbeitgeber*innen regelmäßige Netzwerktreffen und damit einen Austausch und Wissenstransfer untereinander.

Für Auszubildende gibt es spezielle Angebote wie den Ausbildungschecker. Hier finden sich beispielsweise Erfolgsgeschichten von anderen Auszubildenden, ein Online-Ratgeber für Eltern und weitere Informationen rund um das Thema Ausbildung in der Region.

„Für uns ist es wichtig, dass Menschen, die sich für das Münsterland entscheiden, ihre neue Heimat kennenlernen, um sich Zuhause zu fühlen.“

„Entscheidend bei der Suche nach Fachkräften ist ein gutes Recruiting“, so Monika Leiking. Deshalb bietet der Service Onboarding@Münsterland einen umfassenden Willkommensservice für neue Fach- und Arbeitskräfte sowie Rückkehrende. Konkret heißt das: Mit Online-Kampagnen werben sie für Top-Arbeitgeber im Münsterland und beraten zu Themen, wie Leben und Arbeiten in der Region. Bei ihren Willkommensevents, den sogenannten „Blind Dates mit der Region“, die das ortskundige Team um Monika Leiking einmal im Jahr organisiert, können Neuankömmlinge die Vielfalt des Münsterlandes kennenlernen. „Denn für uns ist es wichtig, dass sich Menschen, die sich für das Münsterland entscheiden, ihre neue Heimat kennenlernen und Gleichgesinnte finden, um sich schnell Zuhause zu fühlen."

Aber natürlich muss auch der Arbeitsmarkt überzeugen, um die Bedürfnisse von Fachkräften und Unternehmen zu treffen. Im Münsterland sind vor allem kleine und mittelständische Unternehmen ansässig, die Region hat aber auch einige so genannte „Hidden Champions“, also heimliche Weltmarktführer, zu bieten. Diese sind zum Beispiel im Thermomanagement, also der Kühlung oder Temperierung von Maschinen und Anlagen, oder in der Herstellung von speziellen PVC-Fenstern tätig.

Vernetzung und innovative Geschäftsideen spielen bei der Fachkräftesicherung in ländlichen Räumen eine wichtige Rolle. Vor allem strukturschwächere Regionen sind auf Netzwerker*innen wie Sigrun Kreuser, Monika Leiking und Nicole Dau angewiesen, die Arbeitnehmer*innen und Unternehmen zusammenbringen. Mit regionalem Know-how und viel Engagement setzen sie die Strategie der Bundesregierung um – Fachkräfte für die Zukunft gemeinsam zu sichern.

Wie Unternehmen von Netzwerkarbeit profitieren:

Die eigene Reichweite vergrößern:

Kleine und mittlere Unternehmen profitieren von der Zusammenarbeit mit lokalen Netzwerken. Diese können zum Beispiel für mehr Reichweite auf den netzwerkeigenen Social-Media-Kanälen sorgen.

Standortmarketing vorantreiben:

Wenn Unternehmen Mitarbeiter beschäftigen, die neu in die Region gezogen sind, kann der Kontakt zu einem Netzwerk die Eingewöhnung erleichtern und die Region attraktiver machen.

Kontakt zu anderen Unternehmen in der Region herstellen:

Netzwerke haben einen umfassenden Überblick über alle Unternehmen in ihrer Region. Der Austausch zwischen Unternehmen trägt zum Wissenstransfer bei.

Weitere Informationen

Das INQA-Netzwerkbüro bietet neben grundlegenden Informationen zur Netzwerkarbeit auch die Netzwerkkarte an, auf der Unternehmen und Arbeitnehmer*innen das für sie richtige Netzwerk finden können.

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