Viele Betriebe wollen – und müssen – innovativer werden. Kreatives Arbeiten ist gefragt. Denn die Digitalisierung lässt so mancherorts keinen Stein auf dem anderen. Mit neuen, unkonventionellen Lösungen versuchen Unternehmen den Wandel mitzugestalten. Dabei hilft es, den Beschäftigten mehr Freiräume zu verschaffen. Das kommt nicht nur dem zunehmenden Bedürfnis in den Belegschaften nach mehr Eigenverantwortung und Sinnorientierung bei der Arbeit zugute und stärkt so die Mitarbeitermotivation. Es schafft auch Raum für frische Ideen, mit denen Unternehmen im Wettbewerb bestehen können. Der Medizintechnikkonzern Dräger setzt in Sachen kreatives Arbeiten auf das Instrument des Ideenwettbewerbs – mit Erfolg.
Mitarbeitermotivation stärken – Beschäftigten Instrumente an die Hand geben
Der Konzern mit Hauptsitz in Lübeck und mehr als 15.000 Beschäftigten in über 190 Ländern stellt Produkte der Medizin- und Sicherheitstechnik her, etwa für Feuerwehren, Rettungsdienste oder Behörden. Um den hausinternen Ideenpool zu stärken, veranstaltete das Unternehmen einen Ideenwettbewerb mit der „Kickbox“-Methode. Diese wurde ursprünglich von der Firma Adobe entwickelt und liefert eine einfache Anleitung, um eigenständig neue Lösungen zu entwickeln und Geschäftspotenziale abzuschätzen. Dazu erhalten die Teilnehmer*innen eine kleine rote Schachtel, die alle dafür notwendigen Tools enthält. Die Idee dahinter: Die Beschäftigten kennen die Kundenprobleme am besten und können passende Antworten finden. Die Tools dazu kann man ihnen liefern.
Die 6 Elemente des Ideenwettbewerbs bei Dräger
Bei Dräger gehört aber noch mehr dazu: Die Mitarbeiter*innen entwickeln nicht nur Ideen für neue Produkte, sondern können auch ein Start-up im Unternehmen gründen und so Geschäftsführende ihrer eigenen Ideen werden. Der Vorteil für Dräger: Der Betrieb kann auf bereits bestehende Strukturen zurückgreifen, anstatt Dienstleistungen teuer extern einkaufen zu müssen. Der Vorteil für die Beschäftigten: Sie können direkt und konkret an der Umsetzung ihrer Ideen arbeiten. Und so funktioniert der Ideenwettbewerb:
Mit rötlich gefärbtem Reis in der Kantine, rotem Toilettenpapier und einem rot besprühten Boden warb das Unternehmen für das „Kickbox“-Programm. Aufmerksamkeit in der Belegschaft war so garantiert. Kurz darauf löste eine große Informationsveranstaltung das Rätsel auf.
Alle Beschäftigten wurden aufgerufen, eigene Ideen einzureichen. Zwei Fragen waren dabei maßgebend: Was ist das Problem der Kund*innen? Und was hat Dräger davon, dieses Problem zu lösen? Auf dieser Basis reichten 220 Beschäftigte ihre Ideen für die „Kickbox“ ein.
180 Ideengeber*innen kamen zu einem zweitägigen Kick-off. Hier wurden sie in die sechs Schritte der „Kickbox“-Methode eingeführt.
Im Anschluss hatten die Ideengeber*innen zehn Wochen Zeit, ihre Ansätze weiterzuentwickeln und sich Kundenfeedback einzuholen. Bis zu 20 Prozent der eigenen Arbeitszeit und 1.000 Euro durfte jede*r dafür aufwenden.
Geschäftlich denken und agieren will gelernt sein. Deshalb bekamen die Teilnehmer*innen Pitch-Trainings und Hilfestellungen bei Round Tables mit dem Innovationsteam des Unternehmens, das den Ideenwettbewerb organisiert.
Die mehrwöchige Entwicklungsphase endete schließlich im „Shark Tank“, einer Veranstaltung, bei der die 18 verbliebenen Teilnehmer*innen ihre Idee vor einer Jury präsentierten. Schließlich wählten Vertreter*innen des Topmanagements sechs Ideen aus, die zu Start-ups ausgebaut wurden.
Toolbox: Adobe „Kickbox“
In sechs Schritten zum Geschäftsmodell – das verspricht die „Kickbox“-Methode, die in der Firma Adobe entwickelt wurde. Ihr Ziel ist es, losgelöst von Strukturen und Hierarchien Innovationen zu entwickeln und zu bewerten. Die Kickbox selbst ist eine kleine rote Schachtel und enthält eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die verschiedenen Phasen von der groben Ideenfindung bis zur konkreten Business-Idee. Die Kickbox enthält Fragen, Tipps und Tricks sowie eine Checkliste am Ende einer jeden Phase.