Was sind die Erfolgsfaktoren für Künstliche Intelligenz (KI) in der Arbeitswelt? Wie lassen sich KI-Systeme menschengerecht gestalten? Und was wissen wir heute schon über die konkreten Auswirkungen von KI auf unsere Arbeit und unsere Jobs? Unter Federführung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und der Denkfabrik Digitale Arbeitswelt fand am 19. und 20. Mai 2021 die Online-Konferenz „Algorithmen, Automatisierung und Arbeit – Wie KI unsere Arbeit und unser Leben besser machen kann“ statt.
In elf Panels sprachen die Teilnehmer*innen über Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt. Mit dabei waren Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, Staatssekretär Björn Böhning sowie zahlreiche nationale und internationale Expert*innen aus Forschung, Gewerkschaft, Politik, Wirtschaft und Verwaltung.
In dem Panel „KI in der Praxis und für die Praxis“ diskutierte Björn Böhning mit Vertreter*innen aus Arbeitswelt und Forschung über konkrete Einsatzgebiete von KI im Arbeitsalltag und über Chancen und Herausforderungen, die sich bereits heute abzeichnen. Martina Hofmann, Leiterin des Bereichs Business Intelligence/Data Warehouse im IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit, erläuterte dazu: „Beim Einsatz von KI ist es wichtig, mit einfachen Automatisierungsprozessen zu beginnen und frühzeitig alle Mitarbeiter*innen einzubeziehen.“
INQA-Lern- und Experimentierraum DiCo und KIDD: KI-Anwendungen im Test
Von ihren Erfahrungen aus den INQA Lern- und Experimentierräumen berichteten die Projektvertreter*innen von „Digital Companion“ (DiCo) und „KI im Dienste der Diversität“ (KIDD). Die KI-Projekte zeigen, dass das Zusammenspiel zwischen Menschen und Technologie aufeinander abgestimmt sein muss. Nur dann verbessert es die Arbeit.
DiCo ist ein digitales Assistenzsystem, das Pflegeeinrichtungen beim digitalen Transformationsprozess unterstützen und die Arbeitsorganisation in der Pflege verbessern soll. „Bei DiCo werden Pflegekräfte zu Akteur*innen, da ihre Probleme Ausgangspunkt für den Einsatz von KI sind,“ erklärt Projektpartnerin Dr. Vanessa Kubek vom Institut für Technologie und Arbeit (IKA). Das System will explizit die Anforderungen und die Fähigkeiten der Mitarbeiter*innen in den Prozess einbeziehen. Die Vision reicht noch weiter: „Beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Pflege sind die Schnittstellen enorm wichtig. Wir sollten KI nicht nur in Pflegeeinrichtungen denken, sondern auch als Schnittstelle zur Krankenkasse oder zum Hausarzt“, so Kubek.
Auch im Experimentierraum „KI im Dienste der Diversität“ (KIDD) ist der partizipative und co-kreative Ansatz zentral. Das Ziel: Einen KIDD-Prozess entwickeln, der auf andere Betriebe übertragbar ist und die Einführung von KI für Betriebe und Beschäftigte insgesamt leichter und menschengerecht macht. Dabei wird eine möglichst vielfältige Mischung von Mitarbeiter*innen und Expert*innen einbezogen, um diskriminierungsfreie Prozesse bei der Einführung digitaler Systeme zu gewährleisten. Denn „KI ist vor allem dann erfolgreich, wenn möglichst viele Perspektiven in die Entwicklung einbezogen werden“, erläutert Rosemarie Steininger, Gründerin und CEO von Chemistree - eines von acht Partnerunternehmen bei KIDD. Vom KMU bis zum Konzern: Die beteiligten Unternehmen des Lern- und Experimentierraums kommen aus unterschiedlichen Bereichen und arbeiten bereits mit verschiedenen Anwendungsfeldern digitaler Systeme.
Unter dem Dach der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) fördert das BMAS Unternehmen und Verwaltungen, die sich in betrieblichen Lern- und Experimentierräumen mit innovativen Arbeitsansätzen zur Gestaltung der digitalen Arbeitswelt auseinandersetzen. Seit 2020 unterstützt INQA auch Lern- und Experimentierräume mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz – beispielsweise in Gesundheit, Weiterbildung und Mitbestimmung. So können Betriebe und Beschäftigte konkrete Erfahrungen im Umgang mit KI sammeln und einschätzen, wie die Technologie arbeitet.
Weitere KI-Förderprojekte aus den INQA-Lern- und Experimentierräumen lernen Sie in diesem Video kennen.
Startschuss für Bundesprogramm „Zukunftszentren (KI)“ auf KI-Konferenz
Neben den Lern- und Experimentierräumen fördert das BMAS seit Ende 2019 im ESF-Programm „Zukunftszentren“ fünf „Regionale Zukunftszentren“ in den ostdeutschen Bundesländern (ohne Berlin). Wie in der KI-Strategie der Bundesregierung angekündigt, wurde das Modell der Zukunftszentren nun mit dem Bundesprogramm „Zukunftszentren (KI)“ deutschlandweit ausgeweitet. Mit den Zukunftszentren sollen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei der innovativen Anpassung von Arbeits- und Lernprozessen, aber auch bei der mit den Beschäftigten gemeinschaftlichen Einführung von KI-Systemen kostenlos unterstützt werden.
Neben den bereits bestehenden Zukunftszentren in Ostdeutschland gibt es jetzt auch sieben neue „Regionale Zukunftszentren“ in Westdeutschland und Berlin sowie ein überregionales „KI-Wissens- und Weiterbildungszentrum“. Letzteres soll übergreifendes Forschungswissen und praktische Umsetzungserfahrungen zu menschenzentrierten KI-Systemen zielgruppengerecht aufbereiten und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Für das Bundesprogramm steht über eine Laufzeit von ca. 2 Jahren ein Förderbetrag von mehr als 34 Millionen Euro u.a. aus den Mitteln der KI-Strategie der Bundesregierung zur Verfügung.
Weitere Informationen zum ESF-Bundesprogramm „Zukunftszentren“ finden Sie hier.