Mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie gab es einen Veränderungsschub in der Arbeitswelt – und in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Auf der einen Seite Fortschritte in der Digitalisierung, neue Maßnahmen im Arbeitsschutz sowie die breite Einführung des mobilen Arbeitens. Auf der anderen Seite Schließung der Schulen und der Kinderbetreuungseinrichtungen. Was heißt das für die Gleichberechtigung? Der Großteil der Kinderbetreuung wurde und wird zu Hause von Frauen geleistet – neben ihrer Erwerbstätigkeit. Eine aktuelle Bertelsmann-Studie zeigt auf, dass ausgerechnet Mütter auf das gesamte Arbeitsleben gesehen bis zu 70 % weniger verdienen als Männer. Die Zahl ist neu, die Tatsache nicht. Verstärkt die Krise also alte Rollenmuster?
Welche Konsequenzen zieht die Politik daraus? Und was heißt das für Unternehmen? Darauf gibt Hubertus Heil, der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Antworten. Er ist zum zweiten Mal im INQA-Podcast „INQA-Arbeitswoche“ zu Gast. Anlässlich der aktuellen Ereignisse diskutiert der Minister zusammen mit Moderatorin Anja Heyde zunächst über effektive und langfristige Maßnahmen in der Fleischindustrie: „Es ist ja nicht nur Tönnies […]. Es geht darum, dass wir in dieser Branche grundlegend aufräumen müssen […]. Dinge, die früher schon nicht in Ordnung waren in der Branche, werden jetzt zu einem allgemeinen Gesundheitsrisiko und deshalb bin ich entschlossen, meinen Beitrag zu leisten, die Verhältnisse dort grundlegend zu ändern.“
Im Zentrum unserer fünften Podcast-Folge steht allerdings die Perspektive von Frauen im Arbeitsleben und in Führungspositionen: Führen die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu einem Rückfall in alte Rollenmuster? Welche politischen Instrumente gibt es, um die Gleichberechtigung zu stärken? Welche Chancen bietet die Digitalisierung eine Chance, um Gleichberechtigung und Kulturwandel zu fördern?
In dem Gespräch berichtet Hubertus Heil sowohl von seinen persönlichen Erfahrungen als auch von den politischen Herausforderungen der letzten Wochen und Monate. Dazu zähle die nicht zufriedenstellende Situation in der Kinderbetreuung, aber auch langfristige Herausforderungen wie das Gender Pay Gap und die geringe Anzahl von Frauen in Führungspositionen.
Die Positionen und Perspektiven von Frauen im Arbeitsmarkt müssten gestärkt werden, um eine langfristige und nachhaltige Gleichberechtigung für Frauen in Beschäftigung zu erreichen: „Es fängt mit der Führungskultur an, und wenn in einem Board eines größeren Unternehmens Frauen nicht auftauchen, sind bestimmte Themen nicht auf dem Schirm. […] Die Erfahrung ist, da ist viel Luft nach oben in Deutschland.“
Digitalisierungsprozesse wie das mobile Arbeiten und die sich verändernden Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt seien eine Chance, um die Arbeitswelt gerechter gestalten zu können. Der Minister machte aber auch die Notwendigkeit eines Kulturwandels deutlich: „Um es mal in diesem Klischee zu sagen: Wenn ein Mann im Homeoffice arbeitet ist es oft so, der macht die Tür zum Arbeitszimmer zu. Und eine Frau macht die Arbeit, und hat gleichzeitig noch Care-Arbeit zu Hause zu leisten. Und dem müssen wir uns zuwenden.“
Die Folge ist Teil einer Podcast-Reihe unter dem Titel „INQA-Arbeitswoche – der Podcast zur Arbeitswelt in Zeiten von Corona“.
20 Minuten Hörzeit
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