Diversity 3 Minuten Lesezeit „Al­ter nicht als Gren­ze se­hen, son­dern als Frei­heit be­grei­fen“ Startseite Themen Diversity Diversitätsmanagement
auf Facebook teilen auf X teilen auf LinkedIn teilen auf Xing teilen

Bei der Sicherung von Fachkräften sind oftmals die Unternehmen gefragt, ältere Mitarbeiter*innen stärker in den Fokus zu nehmen. Greta Silver, Autorin und YouTuberin für die Generation 60plus, erläutert im Interview, was Beschäftigte selbst tun können, um als erfahrene und wertvolle Fachkräfte sichtbarer zu werden – mit konkreten Tipps.

17 Jahre lang hat sich Greta Silver hauptberuflich um die Erziehung ihrer drei Kinder und den Haushalt gekümmert. „Mit Marmelade kochen – so muss man sich das vorstellen“, sagt die YouTuberin rückblickend. Als die Kinder größer wurden, begann sie zu arbeiten. Sie richtete zunächst Ferienhäuser ein, entwarf Möbel, arbeitete als freie Journalistin und organisierte Kongresse. Mit sechzig wurde sie Model.

An ihrem 66. Geburtstag sagte ihre Tochter zu ihr: „Ich glaube, du musst der Welt da draußen mal erzählen, wie cool es ist, alt zu sein.“ Am nächsten Tag nahm Greta Silver ihr erstes YouTube-Video auf und bekam bald viel Zuspruch – vor allem von Frauen ihres Alters. Den Erfolg brachte ihr eine unbestechlich einfache Rechnung: Von 60 bis 90 ist genauso lang wie von 30 bis 60. Obwohl es genauso viele Lebensjahre sind, schenken wir diesen drei Dekaden viel weniger Aufmerksamkeit. Und genau das möchte sie ändern: Die Menschen sollen sich dieser Lebenszeit bewusster werden.

Wie kann man aus Ihrer Sicht jüngere und ältere Mitarbeiter*innen besser zusammenbringen?

Sich gegenseitig zu helfen ist das Erfolgsmodell für alle – für Unternehmen, für die Jungen, für die Alten. Aus meiner Sicht ist es wichtig, offen füreinander zu sein. Dafür bedarf es der Neugierde aufeinander. Als ältere Arbeitnehmende sollte man gern auch mal die junge Denke haben. Es sollte allen klar sein, dass man sich gegenseitig enorm bereichern kann.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Nehmen wir mal einen 60jährigen Vertriebler: Wenn er nach wie vor on fire ist für das, was er tut, dann ist er neugierig auf die neuen Methoden, die junge Menschen von der Uni mitbringen.

Im Gegenzug ist es für junge Beschäftige eine Wohltat zu sehen, wie souverän erfahrene Kolleginnen und Kollegen durch schwierige Zeiten gehen, mit komplizierten Kundinnen und Kunden umgehen oder aus ihrem Erfahrungsschatz ganz andere kreative Lösungen finden. Gerade bei rauer See sind Mitarbeitende mit viel Erfahrung die Stütze im Unternehmen.

Niemand sollte sich durch ewige Vergleiche verunsichern lassen und sich minderwertig fühlen.

Welche Tipps können Sie älteren Mitarbeiter*innen geben, als wertvolle Fachkräfte sichtbarer oder mehr gehört zu werden?

Wir Älteren müssen begeistern und inspirieren!

Nur mit Begeisterung können wir überzeugen. Eine Anordnung von oben „Jetzt seid mal bitte alle nett zu den Alten“ funktioniert nicht.

Bleiben Sie neugierig!

Bewahren Sie sich Ihre Aufgeschlossenheit und Ihr Interesse für Neues.

Sich weiterbilden

Lassen Sie sich nicht aufs Abstellgleis schieben, sondern fordern Sie zum Beispiel aktiv Fortbildungen ein!

Nachfragen

Wenn Sie als Beschäftige 50plus den Eindruck haben, nicht mehr so relevant für Führungskräfte zu sein, trauen Sie sich nachzufragen: In welcher Arbeitssituation fehlt mir was? Wo drückt es?

Wenn die Ruhegrenze näher rückt

Wenn Sie sich noch fit fühlen, über das Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten, aktiv vorschlagen: Geht es auch auf freiberuflicher Basis?

Schalten Sie einen Headhunter oder eine Headhunterin ein!

Das bringt ein ganz neues Selbstbewusstsein, denn dafür muss man sich seiner eigenen Fähigkeiten klar werden. Es macht innerlich etwas, wenn man merkt, man wird auf dem Markt gebraucht.

Alter nicht als Grenze sehen, sondern als Freiheit begreifen

Erkennen, dass man selbst seine eigene Zukunft gestaltet und sich fragen: Was habe ich für ein Altersbild? Denn das prägt.

Frau Silver, Sie treten auch viel in Unternehmen auf. Welche halten Sie in Sachen Umgang mit älteren Beschäftigten für vorbildlich? Was machen diese Arbeitgeber*innen richtig und was kann man sich abschauen?

In funktionierenden Unternehmen ist man sich der Kostbarkeit der unterschiedlichen Energien bewusst, die jeder mitbringt. Dort wird Wert auf eine Atmosphäre gelegt, bei der jeder „im Flow“ ist, bei der die Arbeit mit Leichtigkeit fließt. Wir kennen es doch alle, im Flow „fetzen“ wir die Arbeit nur so vom Tisch und wenn es schlecht geht, wird alles mühsam. Dies in jedem Alter zu erhalten, funktioniert durch Wertschätzung und durch eine offene, transparente Kommunikation über alle Hierarchieebenen hinweg. In gut funktionierenden Unternehmen gibt es außerdem einen „emotionalen Schutzraum“, in dem es jeder und jedem Arbeitnehmer möglich ist, Ideen zu äußern, ohne belächelt zu werden. Dadurch werden Kreativität und Innovation erst möglich.

Wir brauchen auch das Vertrauen der erfahrenen Berufstätigen ins Unternehmen, in die Führungskräfte, dass sie ihre Mitarbeitenden unterstützen sowie die Erkenntnis, dass auch Krisen vorüber gehen. Vieles kommt tatsächlich erst mit den Jahren hinzu. Auch das Wissen, wie wichtig das Verbundenheitsgefühl ist: Es ist wichtig, sich gegenseitig den Rücken zu stärken, statt Ellenbogenmentalität Raum zu geben.

„Als Ältere müssen wir begeistern und inspirieren!“ – Greta Silvers Motivations-Tipps für ältere Beschäftigte Wie sich die äl­te­re Ge­ne­ra­ti­on bes­ser auf dem Ar­beits­markt po­si­tio­nie­ren kann – You­Tu­be­rin Gre­ta Sil­ver gibt kon­kre­te Tipps. Greta Silver

Was sehen Sie derzeit noch für Hürden bei den Unternehmen, die Generation50plus mehr zu fördern und als Fachkräfte zu binden?

Wenn der Spaß an der Arbeit oder im Team fehlt, wird es schwierig. Die größte Hürde scheint zu sein, dass in manchen Unternehmen noch nicht ausreichend erkannt wurde, dass zufriedene Mitarbeiter deutlich mehr Leistung bringen. Wieviel Arbeitsleistung geht verloren, wenn manche von ihnen das Gefühl bekommen, sie zählten zum alten Eisen, und auch keine Fortbildung mehr erhalten, weil sie ja in ein paar Jahren in den Ruhestand verabschiedet werden.

Wie ist ihr persönlicher Blick auf das Thema Alter und Arbeit?

Ich persönlich kann für mich sagen: Was habe ich für ein Glück jetzt alt zu sein! Ich genieße all die Möglichkeiten, die sich mir geboten haben und bieten und für die ich in jüngeren Jahren einfach keine Zeit hatte. Ich würden mir wünschen, dass möglichst viele Menschen diese wertvolle Zeit zwischen 60 und 90 intensiv nutzen. Von der Arbeitswelt erhoffe ich mir, dass nicht mehr so viel über das Alter nachgedacht wird – sowie man auch nicht mehr darüber nachdenken sollte, woher jemand kommt – sondern zu fragen, was hat der Mensch erlebt, wo will er hin, was hat er für Visionen.

Diversity Beschäftigte auf Facebook teilen auf X teilen auf LinkedIn teilen auf Xing teilen
Feedback-Modul Wir sind an Ihrem Feedback interessiert. War dieser Artikel für Sie hilfreich?

Haben wir Ihre Erwartungen erfüllt? Sagen Sie es uns! Denn auf Ihr konstruktives Feedback legen wir viel Wert. Wir laden Sie ein, den Wandel der Arbeitswelt aktiv mitzugestalten! Erzählen Sie uns, was Sie in Ihrem Betrieb ganz praktisch ausprobieren und umsetzen. Senden Sie uns eine E-Mail, und zwar an feedback@inqa.de. Herzlichen Dank!

Schön, dass Sie den Text hilfreich finden. Was genau hat gestimmt? Bitte wählen Sie mindestens eine Antwort aus. Mehrfachnennungen sind möglich. Durch den Text verstehe ich das Thema besser. Dieser Artikel hat einen Mehrwert für meine tägliche Arbeit. Der Text liefert mir neue Anregungen, die ich in meinem Arbeitsbereich umsetzen kann. Es tut uns leid, dass dieser Artikel für Sie nicht hilfreich ist. Woran liegt das? Bitte wählen Sie mindestens eine Antwort aus. Mehrfachnennungen sind möglich. Ich habe andere Inhalte erwartet. Der Text ist schwer verständlich geschrieben. Der Text enthält keine neuen Erkenntnisse für mich. Der Text liefert mir keine neuen Anregungen, die ich in meinem Arbeitsbereich umsetzen kann. Bitte wählen Sie Ihre Rolle aus. Es ist nur eine Antwort möglich. Vertreter*in eines kleinen Unternehmens (bis 9 Beschäftigte) Vertreter*in eines mittleren Unternehmens (10 bis 250 Beschäftigte) Vertreter*in eines großen Unternehmens (ab 250 Beschäftigte) Vertreter*in einer Verwaltung Unternehmensberater*in Berater*in einer Institution (zum Beispiel BA, IHK, HWK) Vertreter*in eines Verbandes oder einer Gewerkschaft Sonstige Möchten Sie uns noch individuell etwas zu diesem Artikel mitteilen? Helfen Sie uns, INQA mit ihrem Feedback zu verbessern!  Es ist noch nicht alles gesagt? Sie möchten sich direkt mit uns austauschen und Ihre Praxiserfahrung über INQA teilen? Dann geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an. Die INQA-Redaktion wird sich zeitnah bei Ihnen melden. Ich habe die Datenschutzbestimmungen gelesen. * Pflichtfeld Vielen Dank!
Mit Ihrem Feedback helfen Sie uns, INQA.de besser zu machen.

Jetzt unseren INQA-Newsletter abonnieren und keine Neuigkeiten aus der betrieblichen Praxis verpassen: Zur Anmeldung

Das könnte Sie auch interessieren
Diversity Ler­nen im Ar­beit­sall­tag – LiA för­dert er­fah­re­ne Be­rufs­tä­ti­ge 

Una Röhr-Sendl­mei­er hat ein mul­ti­mo­da­les Trai­ning für äl­te­re Mit­ar­bei­ter*in­nen ent­wi­ckelt. Da­mit wer­den nach­weis­lich ko­gni­ti­ve Fä­hig­kei­ten, in­di­vi­du­el­le Kom­pe­ten­zen so­wie Stress­re­sis­tenz ver­bes­sert.

3 Minuten Lesezeit
Diversity „Von neu­en Ar­beits­mo­del­len pro­fi­tie­ren al­le“

In­ter­view mit Dr. Götz Rich­ter von der BAuA über die Fra­ge, wie ge­sun­des und mo­ti­vier­tes Ar­bei­ten auch im Al­ter noch mög­lich ist.

2 Minuten Lesezeit
Diversity Äl­te­re Be­schäf­tig­te un­ter­stüt­zen: Tipps für Ih­ren Be­trieb

Um Ar­beit al­ters- und al­terns­ge­recht zu ge­stal­ten, gilt es ei­ni­ges zu be­ach­ten. Ei­ne Hand­lungs­hil­fe gibt Un­ter­neh­men Tipps.

2 Minuten Lesezeit
Jetzt für den Newsletter anmelden

Tra­gen Sie sich ein in den IN­QA-Ver­tei­ler und ma­chen Sie mit uns Ar­beit bes­ser!

Hier finden Sie unsere Datenschutzerklärung. Über einen Link im INQA-Newsletter können Sie sich jederzeit abmelden.