Covid-19 2 Minuten Lesezeit Kurz­por­trait: Iri­ni K. (46), Re­zep­tio­nis­tin Startseite Themen Gesundheit Covid-19 Basisarbeit
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Irini K. hat eine Reihe von Hilfstätigkeiten hinter sich. Heute arbeitet sie am Empfang einer Hochschule – und ist sehr zufrieden. Die Corona-Krise hat ihren Alltag bei der Arbeit und in der Familie spürbar verändert. Doch sie sieht die Vorteile.

Meine griechischen Eltern kamen als Gastarbeiter*innen nach Deutschland. Zweisprachig aufzuwachsen, bereitete mir erhebliche Probleme und dabei konnten sie mich nicht unterstützen. So beendete ich die Schule so schnell wie möglich und brach etwas später auch eine Ausbildung zur Fotolaborantin ab. Gearbeitet habe ich seit meinem 16. Lebensjahr: In einer Fastfood-Kette briet ich Hamburger, in einem Einkaufszentrum warb ich für Wurstwaren und Gummibärchen, dem Job in einer Pommes-Bude folgte ein anderer in einer Konditorei. Hin und wieder war ich als Kellnerin tätig, nebenbei hatte ich noch einige Putzstellen. In schlechter Erinnerung sind mir die Nachtschichten bei einem US-Kurierdienst, wo ich – zum Teil sehr schwere – Pakete sortierte. Da war man nur eine Nummer, alles musste zack, zack gehen. Bei einer Drogeriekette war ich für die Pflege und das Auffüllen der Regale zuständig. Meine erste Chefin behandelte jede*n mit Respekt. Doch ihre Nachfolgerin übte massiven Druck auf uns aus, um Arbeitsstunden zu sparen. Deshalb verabschiedete ich mich dort nach dreieinhalb Jahren.

Jetzt sitze ich am zentralen Empfang der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin. Vor der Coronakrise wimmelte es hier nur so von Studierenden, Lehrenden und sonstigem Personal. Zu meinen Aufgaben gehört es u.a., Wege zu weisen, Post und Schlüssel herauszugeben und die vielen Anrufe an die richtigen Stellen weiterzuleiten.

Aber außer ein paar Handwerker*innen, die nun ungestört Reparaturarbeiten durchführen, schaut kaum jemand vorbei. Selten verirrt sich mal ein Studi hierher, den muss ich dann wegschicken. Ich entschied mich gegen das Tragen einer Maske, nutze aber das Desinfektionsmittel, für das ebenso gesorgt ist wie für Einmalhandschuhe.

Mein Arbeitgeber ist eine Sicherheitsfirma. Weil wir alles bestens im Griff haben, lässt mein Chef mir und meinen zwei Kolleginnen freie Hand. Als ich hier im Oktober 2018 als Rezeptionistin anfing, hatte ich von Tuten und Blasen keine Ahnung. Das änderte sich jedoch schnell und ich finde meinen Job toll, zumal ich fest angestellt bin und einen Tariflohn von 13,30 Euro pro Stunde bekomme.

Fünf Tage in der Woche arbeite ich entweder in der Frühschicht von 8 bis 13 Uhr oder in der Spätschicht von 13 bis 18 Uhr. Nach drei Wochen am Stück habe ich eine Woche frei. Das gibt mir Gelegenheit, auch noch ein Kleingewerbe zu betreiben. Seit November 2019 baue ich für einen Hersteller Fitnessgeräte auf und warte diese. Vor der Krise ergab das einen netten Zusatzverdienst.

Unser Leben ist trotz der Krise total entspannt. Unser Sohn Dennis, der 15 Jahre alt ist und ein Gymnasium besucht, bekommt seine Schulaufgaben elektronisch zugesandt und erledigt diese ohne Probleme. Für Ozan, der in die 4. Klasse geht, habe ich die Aufgaben ausgedruckt von seiner Schule abgeholt. Es steht den Eltern frei, was sie davon mit ihren Kindern durchnehmen. Nach fünf Stunden Hausarbeit dürfen sich unsere Söhne drei Stunden mit Computerspielen befassen. Schade nur, dass sie ihre Großeltern, die um die Ecke wohnen, nicht sehen dürfen. Gerade zur Osterzeit fällt es schwer, die Kontaktsperre einzuhalten!

Früher gingen viele meiner Topfpflanzen ein, weil ich sie vernachlässigt hatte. Heute streichle ich sie beim Gießen und sie danken es mir!

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