Covid-19 3 Minuten Lesezeit Krea­tiv in der Kri­se – ein Stadt­teil­pro­jekt Startseite Themen Gesundheit Covid-19 Selbstständige
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Jan Kus ist Mitgründer der digitalen Verkaufsplattform Veedelsretter in Köln. Im Interview stellt er die Inititative vor und erzählt, wie das Gutscheinprinzip funktioniert und wie kleine und Kleinstunternehmen davon profitieren.

Jan Kus, wie entstand die Idee für die Initiative Veedelsretter und wer hat sie umgesetzt?

Die Veedelsretter sind ein echtes Kind der Corona-Krise: Als auch meine Internet-Firma Railslove von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie betroffen war, haben wir im Team überlegt, wie wir unsere Fähigkeiten sinnvoll einbringen können. Wir wollten ein Projekt initiieren, das auch anderen in der Krise hilft. Also haben wir uns mit der Wirtschaftsförderung KölnBusiness zusammengetan und die Internet-Plattform Veedelsretter.Koeln gegründet. Hier können sich Kleinstunternehmen, Geschäfte und Solo-Selbstständige aus den verschiedenen Kölner Veedeln (Vierteln) präsentieren und Gutscheine über ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen. Eingelöst werden sie nach der Krise. Das Projekt ist dank der Anschubfinanzierung durch KölnBusiness schnell gewachsen. Mittlerweile kümmert sich ein 21-köpfiges Team von Railslove und der KölnBusiness Wirtschaftsförderung zusammen um alles: Programmierung, Betreuung der Plattform, PR, Marketing – es wird nicht gewinnorientiert gearbeitet.

Welche Unternehmen, Läden oder Personen sind auf Ihrer Plattform vertreten? Wie viele sind es aktuell insgesamt?

Aktuell präsentieren sich rund 800 lokale Kleinstunternehmen auf der Plattform. Sie repräsentieren das bunte Spektrum unserer Veedel. Dazu gehören z.B. Feinkostgeschäfte, Anbieter für Fußreflexzonenmassage, Yogastudios, Frisöre, Cafés, Restaurants oder auch Reinigungsunternehmen. Auch selbstständige Fotograf*innen und Stadtführer*innen bieten Gutscheine bei uns an. Alle mussten unter dem Eindruck der Corona-Pandemie schließen und freuen sich nun über die Veedelsretter. Denn sie leisten wichtige Beiträge zum Erhalt der Liquidität. Noch dazu können sie so den Kontakt zu ihren Kunden halten. Wie gut unsere Idee bei den Kölner*innen ankommt, zeigen die Zahlen: Wir haben schon über 450.000 Euro eingenommen und direkt an die kleinen und Kleinstunternehmen weitergeleitet.

Wie können Unternehmen und Geschäfte bei Ihrer Initiative mitmachen?

Wenn ein Unternehmen bei den Veedelsrettern mitmachen will, muss es sich zunächst auf www.veedelsretter.koeln registrieren und dort ein Firmenprofil erstellen. Das ist kostenfrei: Einfach das Unternehmen kurz vorstellen, eine der acht Verkaufskategorien auswählen, das Firmenlogo hochladen, das Veedel auswählen, in dem der Betrieb ansässig ist, und die IBAN eintragen. Damit sich keine Betrüger*innen auf der Plattform anmelden, muss das Unternehmen sich verifizieren. Um möglichst viele Unternehmer*innen anzusprechen, haben wir das Angebot so niedrigschwellig wie möglich aufgezogen. Wer dennoch Unterstützung bei der Anmeldung benötigt, kann sich bei uns melden. Wir helfen gern! Übrigens: Wir prüfen jede einzelne Anmeldung, bevor wir ein Unternehmen freischalten. Erst danach lassen sich Gutscheine einstellen. Dabei ist alles möglich: Gutscheine über einzelne Produkte oder Dienstleistungen wie z.B. zweimal Babyschwimmen oder zehn frisch gebackene Minireibekuchen bis hin zu Gutschein-Kombinationen von verschiedenen Anbieter*innen. Wir machen keine genauen Vorgaben und überlassen die Gestaltung der Gutscheine unseren Läden und deren Kreativität.

Wie funktioniert das Gutscheinprinzip für die Veedelsretter?

Wir wollen die ansässigen Unternehmen so unterstützen, dass sie die schwere Zeit bis zur Wiedereröffnung so gut es geht meistern. Deshalb leiten wir alle Verkaufserlöse nach Eingang sofort und komplett an die Betriebe weiter. Das geschieht automatisch über eine Software, die unser Unternehmen programmiert hat und kostenlos zur Verfügung stellt. Eine Frage, die uns in diesem Zusammenhang übrigens oft gestellt wird: Was passiert, wenn der Laden, bei dem ich meinen Gutschein gekauft habe, die Corona-Krise nicht übersteht? Darauf können wir nur antworten: Noch kann niemand die Folgen von Corona überblicken. Deshalb können wir keine Haftung übernehmen. Wer bei uns einkauft, muss leider damit rechnen, dass das eine oder andere kleine Unternehmen nicht überlebt. Aber wir denken positiv und appellieren an alle Kölner*innen: Kauft Gutscheine von euren Lieblingsläden und tragt zu deren Rettung bei.

Gibt es im Rahmen Ihrer Initiative über den Gutschein hinaus weitere Möglichkeiten, Lieblingsgeschäfte zu unterstützen?

Ja, die gibt es. Käufer*innen können bei jedem Gutscheinkauf einen „Veedelssoli“ zahlen. Das ist ein frei wählbarer Betrag, den man ohne Gegenleistung auf die Kaufsumme des Gutscheins aufschlägt. Auch dieser Veedelssoli geht zu 100 Prozent an das Unternehmen. Auch hier zeigen sich die Kölner*innen solidarisch: Bislang wurden rund 60.000 Euro Solidaritätsbeiträge gezahlt!

Wie machen Sie auf Ihre Initiative aufmerksam und wie ist die Resonanz?

Um möglichst breit auf die Veedelsretter.Koeln aufmerksam zu machen, verbinden wir klassische und digitale Kommunikationskanäle. Auch hier bewährt sich die Arbeitsteilung mit der Kölner Wirtschaftsförderung: Während KölnBusiness sehr erfolgreich die Pressearbeit für die Veedelsretter macht, liegt der Schwerpunkt von Railslove auf Social Media. Täglich posten wir z.B. Unternehmensstories auf Instagram. Hinzu kommen Plakatkampagnen in den Schaufenstern unserer Händler*innen und in der Stadt Köln. Die Resonanz auf unsere PR- und Marketing-Aktivitäten ist überwältigend: Zahlreiche regionale und überregionale Medien haben schon über die Veedelsretter berichtet. Außerdem unterstützen uns prominente Kölner*innen wie die Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die Komikerin Carolin Kebekus.

Ein Blick in die Glaskugel: Was sind Ihre Pläne für die Zeit nach Corona?

Über 8.000 Gutscheine haben wir schon verkauft! Dieses positive Echo bestärkt uns, weiterzumachen und über eine Fortsetzung nach der Corona-Krise nachzudenken. Dazu gibt es bereits verschiedene Ideen. Gemeinsam mit der lokalen Wirtschaftsförderung denken wir beispielsweise darüber nach, das Prinzip der Veedelsretter in andere Städte der Region zu übertragen. Aber das ist Zukunftsmusik. Wir leben sehr im Hier und Jetzt. Deshalb gilt unser Hauptaugenmerk den Veedelsrettern in Koeln.

Jan Kus, wir bedanken uns für das Gespräch!

Jan Kus ist Co-Founder und CEO von Railslove, einer Kölner Agentur für Webanwendungen und digitale Produkte. Um die Auswirkungen der Corona-Krise für kleine und Kleinstunternehmen zu mildern, gründete er im März 2020 mit der KölnBusiness Wirtschaftsförderung die digitale Verkaufsplattform Veedelsretter.Köln.

Hinweis

Das Interview wurde vor den kürzlich beschlossenen Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen geführt. Nach telefonischer Rücksprache werden die Veedelsretter ihr Online-Angebot auch nach den ersten Wiedereröffnungen der Geschäfte fortführen, da es immer noch Betriebe gibt, die weiterhin geschlossen sind oder in denen Kund*innen ausbleiben.

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