Hohes Arbeitspensum und permanenter Druck bei gleichzeitiger körperlicher Belastung – im Handwerk geht es oft stressig zu. In der Folge steigen die Ausfallzahlen. Häufig sind die Ursachen psychische Erkrankungen, die Beschäftigte aus Angst oder Scham verschweigen. Wer im Handwerk Stress am Arbeitsplatz reduzieren will, sollte frühzeitig eine Strategie zur Gesundheitsförderung und Prävention entwickeln und damit die psychische Gesundheit der Beschäftigten fördern. Nur Mitarbeiter*innen, die sich körperlich und psychisch wohl fühlen, können die täglichen Herausforderungen bei der Arbeit auf dem Bau, in der Kfz-Werkstatt oder im Friseursalon meistern. Da Geschäftsführer*innen kleiner Handwerksbetriebe in der Regel Multitasking betreiben, fehlt ihnen oft die Zeit für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden. Personelle Engpässe können die Folge sein. Höchste Zeit, die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz stärker in den Blick zu nehmen.
Hand aufs Herz: Wie gehen Sie persönlich mit Stress und psychischen Belastungen im Job um? Wer als Führungskraft keine Angst hat, offen über sich und die eigenen Mechanismen zur Stressbewältigung zu sprechen, kann auch die Mitarbeiter*innen leichter für das Thema Stress sensibilisieren. Das ist wichtig, wenn Sie Maßnahmen zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz stärker im Betrieb verankern wollen. Denn Ihr seelisches Wohlbefinden und das Ihrer Beschäftigten haben erheblichen Einfluss auf die Motivation und das Arbeitsklima und damit auch auf Produktivität und Erfolg Ihres Unternehmens. Handwerksbetriebe haben hier durch familiäre Strukturen und flache Hierarchien viele Vorteile. Die direkte Kommunikation im Job kann ein vertrauensvolles Miteinander fördern. Das ist eine gute Basis, um gemeinsam Präventivmaßnahmen gegen Stress bei der Arbeit zu entwickeln. Sie werden sehen, dass oft schon kleine Maßnahmen viel bewegen und zum seelischen Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter*innen beitragen.
Sieben Ideen zur Stärkung psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz
Als Geschäftsführer*in eines kleinen Handwerksbetriebs wollen Sie das Thema psychische Gesundheit anpacken und Ihre Kompetenzen im Bereich psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz stärken? Die INQA-Handlungshilfe „Kein Stress mit dem Stress im Handwerk“ gibt Ihnen dafür Hintergrundinformationen, Beispiele, Kurzchecks und praktische Arbeitshilfen. So fällt Ihnen die Umsetzung im Betriebsalltag leichter. In diesen sieben Themenbereichen können Sie aktiv werden:
Entwickeln Sie gemeinsam mit Ihren Beschäftigten eine Vision für die Zukunft, um wettbewerbsfähig zu bleiben und das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Sie vereinbaren Handlungsleitlinien, regeln darin die Zusammenarbeit und machen somit einen Schritt in Richtung eines Unternehmensleitbildes.
Verschaffen Sie sich einen Überblick über Qualifikationen und Kompetenzen Ihrer Beschäftigten und regeln Sie Zuständigkeiten. So beugen Sie Konflikten und Personalengpässen im Job vor und vermeiden stressige Situationen im Betrieb. Eine Kompetenzmatrix hilft, den Bedarf an Qualifizierungsmaßnahmen abzuleiten.
Stellen Sie gemeinsam mit Ihren Beschäftigten Regeln für die Zusammenarbeit auf und klären Sie, wie Sie miteinander umgehen wollen. Reflexions- und Feedbackrunden in Mitarbeiterbesprechungen sorgen für mehr Transparenz und Offenheit und fördern den Teamgeist.
Plötzliche Veränderungen können Stress auslösen: Holen Sie Ihre Beschäftigten frühzeitig ins Boot, wenn Sie Veränderungsprozesse im Betrieb anschieben. Meistern Sie Phasen des Umbruchs gemeinsam.
Ein gesundheitsförderndes und wertschätzendes Führungsverhalten setzt Maßstäbe im Betrieb: Gehen Sie offen mit Ihren eigenen Mechanismen zur Stressbewältigung um. Als Vorbild können Sie das Verhalten Ihrer Beschäftigten direkt beeinflussen.
Wie gesund sind Ihre Mitarbeiter*innen? Überprüfen Sie Arbeitsbedingungen und -abläufe in Ihrem Betrieb und spüren Sie Verbesserungspotenziale auf. Mit einem betrieblichen Gesundheitsmanagement gehen Sie einen Schritt weiter und verankern Gesundheit systematisch in allen Abläufen.
Beurteilen Sie selbst die Arbeitsbedingungen in Ihrem Betrieb unter dem Aspekt psychischer Gesundheit, und beteiligen Sie Ihre Mitarbeiter*innen, um mögliche Gefahrenquellen für gesundheitliche Risiken aufzuspüren. An diese können Sie dann gezielt ansetzen und Belastungsmomente reduzieren.