Wer an die Digitalisierung der Arbeitswelt denkt, hat häufig hochautomatisierte Fabriken im Sinn, in denen Roboter jede menschliche Arbeit übernommen haben. Auch bei Volkswagen, dem umsatzstärksten Autobauer der Welt, sind Veränderungen durch die Digitalisierung längst Realität und die Mitarbeiter*innen an digitalisierte Prozesse in ihrem Arbeitsalltag gewöhnt. So arbeiten z. B. Beschäftigte aus der Produktion mit Robotern und automatisierten Helfern zusammen. Doch ein Großteil der Tätigkeiten im Konzern ist Wissens- oder Büroarbeit, etwa in Personalmanagement, Buchhaltung oder Vertrieb. Für VW war klar: Auch hier macht die Digitalisierung nicht halt. Um mehr Klarheit im Unternehmen zu bekommen, setzte der Konzern mit „digital@work“ eine eigene innerbetriebliche Studie zur Veränderung der Arbeitswelt durch die Digitalisierung auf.
VW-Studie zur Digitalisierung: ein Gemeinschaftsprojekt von Betriebsrat und Personalvorstand
Die Idee zur Studie lieferte der Betriebsrat. Er vermutete, dass die größte Veränderung durch die Digitalisierung in der Verwaltung des Konzerns und nicht in der Produktion stattfinden werde. Die Untersuchung sollte zudem Ergebnisse liefern, ob und wo ein vermuteter Arbeitsplatzwegfall bei VW zu erwarten sei. Sie sollte aber auch ermitteln, wo digitale Technologien positive Effekte für die Mitarbeitenden haben können, etwa indem sie Arbeit erleichtern oder neue Tätigkeitsfelder eröffnen. Mit dieser Zielstellung brachten Betriebsrat und Personalvorstand die Studie „digital@work“ an den Start. Zur Durchführung gewannen sie den angesehenen Arbeitsorganisationsforscher Prof. Ayad Al-Ani.
So ging VW in seiner Studie zur Digitalisierung der Arbeitswelt vor
Als Untersuchungsbereich für die Fallstudie wurde die Finanzabteilung in der Wolfsburger Zentrale ausgewählt. Zu Beginn untersuchte das Projektteam das Aufgabengebiet und die Funktionen der etwa 700 Mitarbeiter*innen im Ressort. In einem „Mapping“ wurden die Aufgaben und Arbeitsschritte erfasst. Anschließend konnten die Vertreter*innen der Abteilung ihre Einschätzung dazu abgeben, ob und wie sich die genannten Tätigkeiten durch digitale Technologien wie Big Data, Maschinenlernen, Blockchain, Cloud und künstliche Intelligenz verändern werden. In einem bereichsübergreifenden Workshop wurden die Erkenntnisse schließlich ausgewertet.
Das sind die fünf wichtigsten Erkenntnisse der VW-Studie
Vor allem Routinetätigkeiten im Rechnungswesen werden durch die Digitalisierung ersetzbar. Hier ist das personelle Einsparungs- und Technologisierungspotenzial hoch.
Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an anderer Stelle. Aufgaben werden komplexer und anspruchsvoller und entwickeln sich weg von repetitiven Tätigkeiten hin zu mehr Beratung und Steuerung.
Es gibt Tätigkeiten, die eine Aufwertung erfahren und in denen mehr Jobs entstehen könnten: Hochqualifizierte Beschäftigte, die zurzeit noch viele Daten aufbereiten und Excel-Tabellen füllen, können freier arbeiten und komplexere Tätigkeiten übernehmen.
Wie sieht unsere Arbeit in 15 bis 20 Jahren aus? Die Digitalisierung verlangt eine strategische Personalplanung. Dazu gehört der langfristige Blick in die Zukunft, um heute die Weichen zu stellen.