Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt tiefgreifend: Die Schlüsseltechnologie künstliche Intelligenz übernimmt künftig immer mehr Routinetätigkeiten, und komplexe Wissensarbeiten nehmen zu. Mit neuen Jobprofilen verändern sich auch die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiter*innen: Digitale Weiterbildung in Unternehmen und lebenslanges Lernen werden in Zukunft elementar für ein erfolgreiches Berufsleben. Neben IT-Kenntnissen sind dabei zunehmend auch „Soft Skills“ wie Lernfähigkeit, eigenständiges Arbeiten und Teamfähigkeit gefragt. Bei der Vermittlung dieser Kompetenzen setzen Betriebe verstärkt auf digitale Tools. Dabei kommt es entscheidend darauf an, dass alle Beschäftigten einbezogen werden. Wie das erfolgreich gelingen kann, zeigen die beiden Softwareunternehmen INOSOFT und Pickert & Partner. Beide Firmen sind aufgrund ihres Geschäftsfeldes in besonderem Maße gefordert, auf veränderte Anforderungen und dynamische Kundenbedürfnisse agil reagieren zu können.
So setzt INOSOFT digitale Weiterbildung um
Mit der „Spielwiese“ schuf INOSOFT bereits 2010 einen gesteuerten Freiraum zum Experimentieren: Interessierte Beschäftigte haben seitdem die Möglichkeit, sich einmal pro Monat in Kleingruppen mit innovativen Technologien auseinanderzusetzen und den Umgang mit neuen Tools zu erproben. Scheitern ist dabei ausdrücklich erlaubt – ein bestimmtes Ergebnis wird nicht angestrebt. Auch Führungskräfte sind regelmäßig bei der „Spielwiese“ anwesend. Sie greifen in den Prozess jedoch nicht lenkend ein, sondern bilden sich wie alle anderen auch aktiv weiter. Die organisatorische Verantwortung lag anfangs noch bei der Führungsebene, wurde aber inzwischen ebenfalls auf die Beschäftigten in den einzelnen Projektgruppen übertragen, um die Motivation im Team weiter zu erhöhen. Mögliche Themen können sowohl von der Geschäftsführung vorgegeben als auch von den Beschäftigten initiiert werden.
Digitale Weiterbildung: Web-Tools unterstützen bei der Themenfindung
Damit die Geschäftsführung passende Maßnahmen zur digitalen Weiterbildung planen kann, setzt sie auf die „Skill-Matrix“. Über dieses interne Tool können die Beschäftigten freiwillig ihre subjektiv empfundenen Fähigkeiten und Fortschritte in unterschiedlichen Kompetenzbereichen und Technologien eintragen. Die Mitarbeiter*innen wiederum haben die Möglichkeit, Themenvorschläge über ein internes webbasiertes Tool einzustellen und dort auch über Vorschläge von Kolleg*innen abzustimmen. Damit die Ideensammlung nicht zum Stillstand kommt, hat das Unternehmen zudem einen „Trendscout“ bestimmt, der aktuelle Marktentwicklungen gezielt beobachtet und regelmäßig interessante Themenvorschläge einstellt. Erkenntnisse und Ergebnisse werden in einem internen Wiki festgehalten und dokumentiert.
So gelang Pickert & Partner die Umsetzung einer Wissensplattform zur Weiterbildung im Unternehmen
Auch der Softwarehersteller Pickert & Partner startete 2018 eine digitale Wissensplattform, um Informationen und Wissen im Unternehmen mithilfe einfacher digitaler Tools besser zu verteilen und so „Kopfmonopole“ abzubauen. Unter dem Namen „Lift“ – Lernen, informieren, mit Freude teilen – begann ein sechsköpfiges Team, klassische Strukturen zu hinterfragen und gemeinsam mit den Beschäftigten neue Ansätze für eine moderne Art der Wissensvermittlung und digitalen Weiterbildung zu entwickeln. Gefördert wurde das Projekt durch das Programm unternehmensWert:Mensch plus. Über einen Lenkungskreis wurde auch die Geschäftsführung in den Prozess eingebunden. Auf technischer Seite baute das Team mithilfe der Software „Confluence“ zunächst eine neue digitale Austauschplattform auf. Neben Videos von internen Fortbildungen haben Beschäftigte durch das neue Online-Tool auch nach externen Schulungen die Möglichkeit, das Gelernte in einem eigenen Video zusammenzufassen und den Kolleg*innen zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus können sich die Mitarbeiter*innen auf der Plattform über gemeinsame berufliche Interessen und Fähigkeiten vernetzen und austauschen.
Kreative Formate erhöhen die Motivation zur Weiterbildung im Unternehmen
Um möglichst viele Beschäftigte aktiv einzubeziehen, überlegte sich das Projektteam verschiedene spielerische Ansätze. Bevor die Plattform an den Start ging, hängte es z. B. die „Frage der Woche“ aus (siehe Toolbox). Den Start der Plattform zelebrierte das Unternehmen mit Häppchen, Getränken und kleinen, bunten Kärtchen. Neben einem Riegel Schokolade als Dankeschön erhielten die Beschäftigten darin erste kleine Arbeitsaufträge, etwa die Bitte, zu einem bestimmten Thema einen kurzen Wissensbeitrag für die neue Plattform zu schreiben. Die Belegschaft war so von Beginn an aktiv beteiligt. Durch wöchentliche Blogbeiträge hält das Projektteam die Beschäftigten über die Entwicklung des Wissensmanagements auf dem Laufenden. Im sogenannten „Pils“-Meeting (Pils steht für Pickert-Loop-System) tauschen sich Vertreter*innen aus allen Bereichen des Unternehmens über die aktuellen „Lift“-Beiträge aus und spornen sich gegenseitig an. Inzwischen hat die Plattform mehrere hundert Beiträge vorzuweisen.
INQA Toolbox: Frage der Woche
Welches Wissen hat dir letzte Woche gefehlt? Wie lernst du eigentlich? Oder: Wie viel Zeit verwendest du in der Woche, um dir neues Wissen anzueignen? Mit einer „Frage der Woche“, wie sie Pickert & Partner nutzt, können Unternehmen Wissensbedarfe abfragen. Die Frage-Kärtchen können z. B. wöchentlich an einer Pinnwand aufgehängt werden, auf der die Beschäftigten unmittelbar antworten können. Die Auswertung hilft Unternehmen dabei, passgenaue Wissens- und Qualifizierungsangebote zu entwickeln.