Ob Gesichtserkennung beim Handy, Einparkassistenten im Auto oder virtuelle Küchenplanung – im Alltag nutzen wir digitale Tools schon lange. Auch im Arbeitskontext nimmt der Einsatz digitaler Technologien immer stärker zu – über alle Branchen hinweg. Deshalb ist es wichtig, die Beschäftigten für die Zukunft gut auszurüsten. Die Qualifizierungen, die Beschäftigte dafür brauchen, werden Future Skills genannt.
Future Skills lassen sich in vier Kompetenzstufen einteilen:
Basis-Kompetenzen im Umgang mit Computern und Software sowie in der digitalen Zusammenarbeit. Dazu gehört, Informationen aus dem Netz hinterfragen zu können und ein Verständnis für Datenschutz.
Spezialisiertere Kenntnisse, zum Beispiel der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) oder mit Daten, die im Unternehmen entstehen, aber auch Softwareentwicklung oder der Aufbau von komplexen IT-Systemen.
Die Bereitschaft, Gewohntes zu hinterfragen und sich auf Veränderungen einlassen zu können. Flexibilität, regelmäßig neue Fähigkeiten zu erwerben, sowie eine positive Einstellung zu lebenslangem Lernen.
Klassische Kompetenzen wie Lösungsfähigkeit und Kreativität. Wichtig werden künftig aber auch soziale Kompetenzen wie Empathie und Kommunikationsfähigkeit sein, da Arbeitsplätze kulturell und ethnisch vielfältiger werden.
Die neue Welt ist gar nicht mehr so neu
Gerade die Bereitschaft, sich auf Neues einlassen zu können, ist essenziell, damit der digitale Wandel in einem Unternehmen gelingt. Michael Ney, Projektleiter des Regionalen Zukunftszentrums Digitale Arbeit in Sachsen-Anhalt, weiß, dass es manchmal auch Vorbehalte gibt, etablierte Arbeitsabläufe neu zu gestalten und zu digitalisieren. „Es ist zum einen die Angst vor dem Unbekannten und auch, dass wir nicht so gern Unsicherheit aushalten. Wir sind sehr darauf getrimmt: Ich lerne einen Beruf und der bleibt dann so.“
Ney und sein Team sehen sich als „Sozialpädagogen der Digitalisierung“. Sie wollen vermitteln, dass neue Technologien die Arbeitsbedingungen in KMU verbessern können, und Mitarbeitenden die Ängste davor nehmen. Vor allem im Handwerk und der Pflege sehen sie großes Potenzial. „Wir schauen gemeinsam mit dem Unternehmen auf die letzten zehn Jahre und fragen: Welche technischen Neuheiten hatten wir da? Und dann setzt der Aha-Moment ein: Wir befinden uns in einem Prozess, den es schon lange gibt.“
Auf dem Weg zur eigenen Digitalisierungsstrategie
Das ESF Plus-Förderprogramm Zukunftszentren wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) auf den Weg gebracht, um vor allem kleine und mittlere Unternehmen und ihre Beschäftigten in den vielfältigen Veränderungsprozessen wie dem demografischen Wandel, der ökologischen und eben der digitalen Transformation, zu unterstützen. Neben individueller Beratung werden dabei auch die dafür nötigen Kompetenzen im Team identifiziert und gestärkt. „Wir fangen ganz niedrigschwellig an und fragen, welchen Bedarf an Digitalisierung es gibt. Dann schauen wir individuell, wie wir das im Betrieb gemeinsam umsetzen können. Wir begleiten und befähigen Unternehmen dabei, ihre eigene Digitalisierungsstrategie aufzusetzen”, so Ney.
In dem vom Zukunftszentrum Sachsen-Anhalt entwickelten #kmuFutureLab können User*innen die digitalen Möglichkeiten in einem virtuellen Raum erkunden.
Kurze Erklärfilme zeigen konkrete digitale Anwendungsbeispiele. Das können Chatbots zur Kundenkommunikation, Drohnen für den Dachdeckerbetrieb oder digitale Tools für die Dokumentation in der Pflege sein.
Digitalisierung top-down funktioniert nicht
Damit der Wandel gelingt, ist viel Kommunikation mit dem Team wichtig. „Häufig bekommen wir Anfragen von Unternehmen, die die digitalen Tools bereits eingeführt, aber Schwierigkeiten mit der Akzeptanz durch die Beschäftigten haben. Dann holen wir zunächst die Expertise der Beschäftigten ein und gegebenenfalls auch die des Betriebsrats. Denn eine Regel bei grundlegenden Veränderungen lautet: Alle, die es betrifft, werden einbezogen – von der Vision der Neuausrichtung des Unternehmens bis zur Arbeitsplatzgestaltung“, so Ney.
Lernangebote für Mitarbeitende schaffen
Sobald das Konzept steht, können die Beschäftigten zielgerichtet geschult werden. Das Zukunftszentrum erstellt hierfür entsprechende Lernangebote. Unternehmen können außerdem innovative Qualifizierungskonzepte ausprobieren. Die Angebote der Zukunftszentren sind für die Unternehmen völlig kostenlos, da diese öffentlich gefördert sind. Wichtig ist, dass ein fortlaufender Prozess des Lernens entwickelt wird. Die Beschäftigten sollten ausreichend Möglichkeiten haben, die neuen Anwendungen auszutesten. Darüber hinaus sollten sie für Fragen eine Ansprechperson an ihrer Seite haben.
Stellen auch Sie Ihren Betrieb zukunftsfähig auf
Zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden an konkreten Beispielen, wie ihre Arbeit durch den Einsatz von digitalen Tools erleichtert werden kann. Beziehen Sie sie frühzeitig in die Veränderungsmaßnahmen ein. So gewinnen Sie Ihre Beschäftigten auch als Innovatoren für das eigene Unternehmen, die das Digitalisierungskonzept weiterdenken. So sind die Weichen gestellt, damit Ihr Team die digitalen Kompetenzen entwickelt, die es für die Zukunft braucht.