Erfolgreiche Netzwerkarbeit setzt voraus, dass die Netzwerkpartner*innen eine solide Faktenbasis für das gemeinsame Handeln haben. Unerlässlich hierfür: eine genaue Analyse, das heißt der sachliche Blick auf Informationen und Daten und die daraus resultierenden Ergebnisse und Einschätzungen. Als eine solche Wissensbasis eignen sich Analysen gut als Startimpuls, um die gemeinsame Arbeit im Netzwerk zu definieren. Für bestehende Netzwerke sind Analysen eine gute Gelegenheit, die bisherige Arbeit zu überprüfen und möglicherweise neu auszurichten. Idealerweise gelingt es den Netzwerkpartner*innen im Analyseprozess, aufgrund plausibler und geteilter Einschätzungen gemeinsam Schwerpunkte für das künftige Netzwerkhandeln zu definieren. Hieraus entwickeln die Netzwerke dann später konkrete Ziele und Maßnahmen als Basis für die Umsetzung. Eine gut gemachte Analyse verläuft in vier Phasen:
Schritt 1: Analyseprozess definieren
Jeder Analyse sollte eine gründliche Planung vorausgehen: Entscheiden Sie, wer am Analyseprozess beteiligt sein sollte. Es ist sinnvoll, Netzwerkpartner*innen auszuwählen, die Erfahrung mitbringen und aussagekräftige Informationen und Daten beitragen können. Auch die Sichtweise von Außenstehenden kann hilfreich sein, da sie meist einen neutraleren Blick mitbringen. Halten Sie die Anzahl der Beteiligten jedoch überschaubar. Fünf bis zehn Akteur*innen sind erfahrungsgemäß eine gute Größe. Klären Sie die zeitlichen Ressourcen und legen Sie fest, wer sich in welchem Umfang einbringen kann. Prüfen Sie, ob externe Unterstützung möglich ist. Eine Moderation ist zu empfehlen, weil der Prozess so deutlich effektiver wird. Definieren Sie die Dauer des Analyseprozesses, damit Sie zielstrebig vorgehen können. Faustregel: nicht länger als drei Monate.
Schritt 2: Informationen sammeln und aufbereiten
In welchem Umfang ein Netzwerk Informationen und Daten nutzt, hat viel mit vorhandenen Ressourcen zu tun. Es kann von Vorteil für die Netzwerkarbeit sein, wenn ein*e Netzwerkpartner*in bereits Daten beisteuern kann. Es gibt aber auch externe Datenquellen, die interessant sein können – vom Statistischen Bundesamt über Wirtschaftsverbände und Kammern bis hin zu Befragungen (z. B. von Unternehmen oder Fokusgruppen). Wichtig ist: Eine große Daten- und Informationsfülle führt nicht automatisch zu besseren Entscheidungen. Fragen Sie sich stattdessen, ob und welchen Beitrag die gefundenen Daten für Ihre Netzwerkarbeit leisten können. Zur Bewertung von Daten kann eine SWOT-Analyse hilfreich sein. Dabei nehmen Sie eine strategische Verortung Ihres Netzwerks vor anhand der Analyse von Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Risiken (Threats).
Schritt 3: Informationen diskutieren und bewerten
Um die gesammelten Informationen und Daten zu verstehen und zu bewerten, empfiehlt es sich, die Analyse zum Gegenstand eines Workshops mit den Netzwerkpartner*innen zu machen. Bereiten Sie die Daten zunächst überschaubar auf und versenden Sie sie möglichst ein bis zwei Wochen vor dem Treffen. Bei der Diskussion der Daten können Sie wieder nach dem SWOT-Modell vorgehen – so haben Sie einen roten Faden. Anhand des Rasters aus Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken lässt sich die Diskussion gut strukturieren. Wichtige Aspekte sind:
- Prioritäten ermitteln: Über welche Informationen sollte intensiver gesprochen werden?
- Zusammenhänge herausarbeiten: Welche Einflussfaktoren sind wirksam und wie werden sich diese künftig mutmaßlich entwickeln?
- Erfahrungswissen nutzen: Welche Hypothesen und Einschätzungen haben die Teilnehmer*innen?
- Zusammenfassen: Woraus ergeben sich eher Chancen, woraus Risiken?
Schritt 4: Prioritäten setzen
Ergebnis der Diskussionsrunde ist idealerweise eine Art Matrix mit wichtigen, bestenfalls auch schon priorisierten Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken für Ihre Netzwerkarbeit. Auch hier gilt, dass nicht der Umfang einer solchen Liste entscheidend ist, sondern die Bewertung der jeweiligen Aspekte im Konsens. Damit haben Sie eine gute Grundlage, um später die Ziele und Maßnahmen zu entwickeln. Fragen Sie die Gruppe an dieser Stelle auch nach Handlungsmöglichkeiten, auf die sich das Netzwerk konzentrieren sollte. Allerdings sollte dies nicht sofort in eine konkrete Diskussion über Maßnahmen münden, um den Workshop nicht zu überfrachten. Vielmehr geht es um eine grobe Idee oder Vorentscheidung, in welchen Bereichen man als Netzwerk aktiv werden könnte. Beenden Sie den Workshop möglichst mit einer Aussage über künftige Prioritäten. So wissen alle Partner*innen, was als nächstes auf sie zukommt.
Nutzen Sie den Analyseprozess, um den Erfolg Ihrer Netzwerkarbeit zu sichern
Eine gut gemachte Analyse besteht aus quantitativen und qualitativen Informationen und verknüpft diese aussagekräftig. Vor allem aber gibt sie der Netzwerkarbeit die notwendige Basis und Orientierung und schafft Motivation, dass die Beteiligten an einem Strang zu ziehen. In der Pocket-Checkliste „Fachkräfteanalyse in regionalen Netzwerken“ sind alle Schritte für eine solide Analyse im Detail aufbereitet.
Fotograf: David Biene