Im Allgäu wird Fachkräftesicherung gemeinsam angegangen. Mit dem Fachkräftenetzwerk Allgäu hat die Allgäu GmbH ein starkes Netzwerk aufgebaut, in dem sich seit 2014 die zentralen Kräfte für die Fachkräftesicherung in der Region engagieren. Als Partner sind neben den Wirtschaftsförderungen der vier Landkreise und drei kreisfreien Städte und der Agentur für Arbeit auch die IHK und die HWK Schwaben, die Hochschule Kempen und das Bildungsportal Allgäu dabei.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels stelle die Fach- und Arbeitskräftesicherung im Allgäu für viele Betriebe ein drängendes Problem dar, betont Jana Reuß von der Allgäu GmbH und Koordinatorin des Fachkräftenetzwerks.
Trotz des hohen Engagements der Netzwerkakteure fehlten dabei in der Vergangenheit Antworten auf grundsätzliche Fragen: Warum bleiben viele Stellen unbesetzt? Welche Branchen trifft der Arbeitskräftemangel besonders stark und wie gehen diese damit um? Welche Zielgruppen müssen angesprochen werden, um den Arbeitskräftebedarf zu decken?
Um die Situation zu beleuchten und Antworten auf diese Fragen zu finden, wurde eine Arbeitskräftestudie für die Region von der Allgäu GmbH in Auftrag gegeben und von einem Forschungsinstitut durchgeführt.
Kontaktiert wurden im Rahmen der Befragung im Zeitraum zwischen Oktober und November 2022 über 4.900 im Allgäu ansässige Unternehmen – über 1.200 Arbeitgeber*innen gaben Auskunft über ihre aktuellen Herausforderungen und Bedarfe. Die Ergebnisse der 2023 veröffentlichen Studie zeigen, wo es in der Region gut läuft, und geben Aufschluss darüber, wo weitere Anstrengungen nötig sind.
Auf Basis der Ergebnisse entwickelt das Netzwerk seine Strategien und Maßnahmen weiter und konnte Berufs- und Zielgruppen identifizieren, die für die Unternehmen in der Region von besonderer Bedeutung sind. Dazu gehören vor allem Rückkehrer*innen, über 50-Jährige, potenzielle Auszubildende, Arbeitskräfte aus dem Ausland sowie Quereinsteiger*innen.
Die Ergebnisse der Studie machen auch deutlich, dass zeitgemäße Arbeitsbedingungen und marktgerechte Einkommen Grundvoraussetzungen für den Erfolg von Unternehmen bei der Gewinnung von Arbeitskräften sind.
Die Studie schafft ein gemeinsames Bewusstsein für die Herausforderungen
Durch die hohe Anzahl der teilnehmenden Unternehmen sind die Ergebnisse sehr aussagekräftig. Die gute Rücklaufquote von 25 Prozent werte das Netzwerk als Indiz für den Problem- und Handlungsdruck der Allgäuer Wirtschaft, so Jana Reuß. Die Ergebnisse zeigen, dass 40 Prozent der Unternehmen vom Arbeitskräftemangel betroffen sind und die Mehrheit der Allgäuer Unternehmen ihren Arbeitskräftebedarf derzeit nicht decken kann.
Hier passgenaue Unterstützungsangebote zu machen, das sei auch eine komplexe Gemeinschaftsaufgabe – und Netzwerkarbeit könne ein Teil der Lösung sein, betont Jana Reuß. In der Studie heißt es dazu: „Eine branchenspezifische, nachhaltige Arbeitskräfteakquise funktioniert nur, wenn die Unternehmen sich diesen Maßnahmen öffnen und kooperationsbereit sind. Eine stetige, transparente Kommunikation ist von zentraler Bedeutung.“
Unabhängig von der aktuellen Unternehmenssituation bräuchten Unternehmen die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und ihre Themen zu platzieren – und hier zeige sich die Stärke des Fachkräftenetzwerks Allgäu, so Reuß.
Dieses hat durch die Studie nicht nur eine gute Grundlage für die weitere Arbeit erhalten, sondern auch viele neue Mitstreiter*innen, die durch die Befragung auf die Arbeit des Netzwerks aufmerksam geworden sind und sich zukünftig beteiligen möchten.
Netzwerks aufmerksam geworden sind und sich zukünftig beteiligen möchten. Fachkräfteanalyse: Startpunkt für eine zielorientierte Ausrichtung der Netzwerkarbeit
Ob eine flächendeckende Unternehmensbefragung durch ein Forschungsinstitut oder die Auswertung statistischer Daten aus der Region – die Analyse der Fachkräftesituation vor Ort ist wertvolle Grundlagenarbeit für Netzwerke. Hinweise dazu gibt auch die Broschüre „Fachkräfteanalyse in regionalen Netzwerken“, die Schritt für Schritt durch einen beispielhaften Analyseprozess führt.