Fachkräftesicherung beginnt in der Schule und an den Hochschulen, das ist die Devise des Education Hub Trier (eduHub). Das Netzwerk bringt angehende Fachkräfte und Unternehmen aus der Region über eine innovative Plattform miteinander in Kontakt. Studierende finden dort passende Partnerunternehmen für ihre Abschlussprojekte. Schüler*innen bietet die Plattform einen direkten Zugang zu praktischen Berufserfahrungen.
„Schüler*innen und Studierende suchen häufig nach praxisnahen Möglichkeiten für ihre Abschlussarbeiten – oft fehlen dafür jedoch Ressourcen und Strukturen. Gleichzeitig haben Unternehmen Interesse an innovativen Projekten, verfügen aber nicht immer über das nötige Personal. Genau an dieser Schnittstelle setzt der eduHub an: Er bringt beide Seiten zusammen und schafft echten Mehrwert für Bildung und Wirtschaft“, beschreibt Dr. Michael Schäfer die Grundidee des Projekts.
Er ist Schulleiter des Balthasar-Neumann-Technikums in Trier, welches eine Fachschule für Technik und ein technisches Gymnasium vereint. EduHub wurde 2021 als gemeinsames Projekt des Technikums und der Wirtschaftsförderung im Landkreis Trier-Saarburg gegründet und bringt seitdem Menschen und Möglichkeiten zusammen.
Entwickelt wurde das Angebot des Netzwerks in enger Kooperation mit den Partnerunternehmen, betont Tim Lieser, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung im Landkreis Trier-Saarburg: „Im Laufe des Projekts zeigte sich, dass die Unternehmen vielfältige Anforderungen und Wünsche in Bezug auf das gemeinsame Ziel der Fachkräftesicherung haben. Dadurch konnte sich das Projekt sowohl technisch als auch inhaltlich an den Bedürfnissen des Marktes und den Rückmeldungen aus der Unternehmenspraxis orientieren und weiterentwickeln.“
Bisher wurden über 60 Projekte mit 63 Partnerunternehmen sowie zwei Karrieremessen und thematische Informationsveranstaltungen realisiert.
Netzwerk für Unternehmen, Bildungseinrichtungen und angehende Fachkräfte
Schüler*innen und Studierende profitieren von der Zusammenarbeit, weil sie früh praktische Erfahrungen sammeln können. Sie lernen Unternehmen aus der Region kennen, führen dort Abschlussprojekte und Praktika durch oder besuchen Betriebe, um Einblicke in den Arbeitsalltag zu gewinnen. Sie lernen, welche beruflichen Wege möglich sind und wie das theoretische Wissen aus dem Unterricht in der Praxis angewendet werden kann.
Auch Lehrkräfte nutzen das Netzwerk aktiv. Sie laden Fachleute für Vorträge in die Schule ein oder organisieren Exkursionen, um Unterrichtsinhalte anschaulich zu vermitteln. Darüber hinaus stehen häufig auch Materialien und technische Infrastruktur der Partnerbetriebe zur Verfügung – ein Mehrwert, der im schulischen Alltag sonst häufig fehlt.
So funktioniert die Edu-Hub-Plattform
Die eduHub-Plattform ermöglicht einen intelligenten Matching-Prozess, um Angebot und Nachfrage zusammenzuführen. Schüler*innen, Studierende, Lehrkräfte und Unternehmen geben auf der Plattform ihre Interessen, Kompetenzen und Anforderungen an – sei es für ein Abschlussprojekt, eine Zusammenarbeit im Unterricht oder für die Suche nach geeigneten Nachwuchskräften. Auf Basis dieser Angaben gleicht das System die Projektanforderungen von Unternehmen mit den fachlichen Schwerpunkten und Fähigkeiten der Lernenden ab.
Aktuell kommt ein qualifiziertes Index-Scoring-Verfahren zum Einsatz. Der Absolvent macht in seinem Absolventenprofil Angaben zu seiner Qualifikation. Das System gleicht die Projektanforderungen der Unternehmen mit den fachlichen Schwerpunkten und Kompetenzen der Lernenden ab. Der Scoring-Index wird anhand der Fachrichtung und definierter Kriterien berechnet und identifiziert daraufhin passende Matches.
„Langfristig wird dieser Matching-Prozess durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz weiterentwickelt, um noch präzisere und dynamischere Zuordnungen zu ermöglichen – auch unter Berücksichtigung individueller Entwicklungspfade und Projektverläufe“, so David Dimmig, der Projektleiter des EduHub.
Praxisbeispiel: Technik trifft Astronomie – Modernisierung der Sternwarte Trier
Ein spannendes Beispiel für die Verbindung von Bildung und Praxis liefert das Abschlussprojekt von Niklas von Landenberg und Daniel Baun, Schüler der Fachschule für Technik am Balthasar-Neumann-Technikum Trier (Fachrichtung Maschinenbau).
Im Rahmen ihres Abschlussprojekts modernisieren sie die Sternwarte der Universität Trier, die bislang über Handkurbeln bedient wird. Ziel ist es, die schwere manuelle Steuerung der zwei Tonnen schweren Kuppel durch eine elektrisch gesteuerte Lösung zu ersetzen – zugänglich per einfachem Tastendruck. Das Projekt vereint technische Planung, praktisches Engineering und gemeinnütziges Engagement, denn durch die neue Bedienung wird der Zugang für Schulklassen und Studierende erheblich erleichtert.
Diese Zusammenarbeit zwischen Technikum, Universität Trier und Hochschule Trier steht beispielhaft für die Zielsetzung des eduHub: Abschlussprojekte mit echtem Mehrwert umzusetzen, regionale Partner zu vernetzen und Innovationen durch Bildung voranzubringen.
Praxisbeispiel: Intelligentes Lagerregal – Digitalisierung bei S&D Blech
Wie durch smarte Lösungen reale betriebliche Herausforderungen gelöst werden können, zeigt das Abschlussprojekt von Dennis Burbach, Absolvent der Fachschule für Technik am Balthasar-Neumann-Technikum Trier.
Im Rahmen des eduHub-Netzwerks wurde ihm ein passendes Projekt bei der Firma S&D Blech aus Zemmer vermittelt. Die Herausforderung: Das manuelle Suchen nach Materialien in unterschiedlichen Lagersystemen sollte effizienter gestaltet werden.
Die Lösung: Burbach entwickelte ein intelligentes System, das über ein Tablet die Materialien visuell im Lager identifizierbar macht. Durch die Verknüpfung mit dem ERP-System werden Lagerplatz und Artikel angezeigt, eine LED am jeweiligen Regalplatz führt das Lagerpersonal zielsicher zum benötigten Teil.
Das Projekt zeigt, wie digitale Anwendungen aus der Ausbildung heraus zur Effizienzsteigerung im Betrieb beitragen – und wie der eduHub praxisnahe Innovation durch passgenaue Vermittlung fördert.
Das eduHub-Netzwerk versteht sich dabei nicht nur als Plattform, sondern als langfristige Struktur für Zusammenarbeit. Es schafft Raum für Austausch, gemeinsame Projekte und gegenseitige Unterstützung – immer mit dem Ziel, Bildung praxisnäher und den Übergang in den Beruf erfolgreicher zu gestalten.