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  • Seit 2011 werben in Baden-Württemberg sogenannte Ausbildungsbotschafter*innen in Schulen für die duale Ausbildung.
  • Die Botschafter*innen sind selbst Auszubildende oder junge Fachkräfte und erreichen die Schüler*innen auf Augenhöhe.
  • Der Ansatz wird auch in vielen anderen Regionen mit Erfolg umgesetzt und kommt bei Schüler*innen, Schulen und Betrieben sehr gut an.

Wie lassen sich junge Menschen für die berufliche Ausbildung gewinnen? Diese Frage stellte sich das Ausbildungsbündnis Baden-Württemberg, als es 2011 die Initiative Ausbildungsbotschafter entwickelte. Der Ansatz der Initiative war und ist es, Schulen und Ausbildungsbetriebe miteinander zu vernetzen und Auszubildende als Werbebotschafter*innen für ihren Beruf an Schulen sprechen zu lassen. Mit Erfolg! Seit 2011 haben über 24.000 Auszubildende fast 545.000 Schüler*innen dafür begeistern können, nach Ende der Schulzeit eine Lehre anzufangen.

Die Idee: Auszubildende auf Augenhöhe gewinnen

Lange vor dem letzten Schultag fragen sich viele Schüler*innen: Wie geht es weiter? Mit einer Ausbildung für eine Laufbahn im Handwerk, Karriere als Kauffrau oder Kaufmann, einer Zukunft im Büromanagement? Oder vielleicht doch ein Studium? Die eigene Berufsplanung ist für Schüler*innen oft eine Herausforderung.

Deshalb sind in dieser Phase die Ausbildungsbotschafter*innen eine echte Hilfe. Bei ihren Unterrichtsbesuchen berichten sie praxisnah und persönlich über ihren jeweiligen Beruf und von ihren Erfahrungen in der Ausbildung. Schüler*innen bekommen so authentische und überzeugende Einblicke und freuen sich über die Informationen aus erster Hand.

Da meist mehrere Ausbildungsbotschafter*innen unterschiedlicher Fachrichtung den Unterricht besuchen, erhalten die Schüler*innen Einblicke in die ganze Bandbreite der Berufe. Konkrete Vorstellungen von der Berufsausbildung helfen bei der Entwicklung eigener Ideen.

Berufliche Vielfalt erlebbar machen

Damit die Schüler*innen umfassend und anschaulich über die Berufe und Ausbildungen informiert werden, haben die Verantwortlichen die Initiative von Anfang an breit aufgestellt. Nur so ist das Ziel einer Win-win-Situation für alle Beteiligten erreichbar und es profitieren Land, Betriebe, Schulen und die Schüler*innen. Auf diesen Eckpfeilern beruht die Initiative:

Rückendeckung aus Politik und Wirtschaft

Namhafte Träger des Landes stützen die Initiative: der Industrie- und Handelskammertag, der Handwerkstag, die Arbeitgeber*innen und der Regionalbezirk des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Das Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus unterstützt die Arbeit finanziell.

Unternehmen aus Handwerk und Handel

Betriebe im ganzen Bundesland schicken ihre Auszubildenden gern, weil sie von der Suche nach künftigen Fachkräften profitieren und weil sie langfristig die Wirtschaftskraft ihres Bundeslandes stärken wollen.

Schulen und andere Bildungsträger

Authentischer geht es nicht: Schulen schätzen den Einsatz der Ausbildungsbotschafter*innen, denn sie machen die Berufe und Wege in die Lehre greifbar. Mit ihnen wird der Unterricht zur Berufsorientierung erst richtig anschaulich.

Koordinator*innen für die Ausbildung vor Ort

35 regionale Koordinator*innen sitzen an der Schnittstelle zwischen den Ausbildungsbetrieben und den Schulen. Sie sind Ansprechpersonen für die Ausbildungsbotschafter*innen und koordinieren deren Einsätze an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, die Interesse am Thema Ausbildung haben.

Auszubildende mit Erfahrung

Erfahrene Auszubildende sind die besten Werbebotschafter*innen! Um bei den durchschnittlich sechs Einsätzen zu überzeugen, lernen sie anfangs in einer eintägigen Schulung, sich und ihren Ausbildungsberuf überzeugend zu präsentieren.

Inhaltlich breit aufgestellt
Um berufliche Ausbildung erlebbar und transparent zu machen, repräsentieren die Werbebotschafter*innen alle geregelten Berufe und Ausbildungen. So fällt es Schüler*innen leichter, sich zu orientieren und sich für die passende Lehre zu entscheiden.

Seit 2015 werden bei Elternabenden außerdem auch Senior-Ausbildungsbotschafter*innen eingesetzt, um Eltern über die Chancen einer beruflichen Ausbildung ihrer Kinder zu informieren. Die über 500 Senior-Ausbildungsbotschafter*innen sind Beschäftigte und Führungskräfte aus der Wirtschaft, die ihre berufliche Karriere mit einer betrieblichen Ausbildung begonnen haben. Sie haben bisher bei über 700 Elternveranstaltungen mehr als 21.600 Eltern erreichen können.

Der Ansatz macht bundesweit Schule

Ähnliche Peer-to-Peer-Ansätze existieren auch in anderen Teilen Deutschlands. Ob als sogenannte Botschafter*innen des Handwerks, AusbildungsScouts oder Ausbildungsbotschafter*innen – das Prinzip ist überall gleich: Auszubildende oder Berufstätige begegnen Schüler*innen auf Augenhöhe, berichten authentisch über die Ausbildung in ihrem Betrieb und in der Berufsschule und erwecken Interesse für den Ausbildungsberuf.

In Bayern wurde im Juli 2021 das Projekt IHK AusbildungsScouts um weitere drei Jahre bis 2024 verlängert. Seit Februar 2016 haben fast 6.000 zu AusbildungsScouts geschulte Auszubildende aus bayerischen Betrieben die Vielfalt der Lehrberufe im IHK-Bereich und die guten Karrierechancen durch eine Ausbildung in den Klassenzimmern vorgestellt. Sie haben damit bis heute rund 123.000 Schüler*innen in Bayern erreicht und im persönlichen Gespräch für die Ausbildung geworben. Die AusbildungsScouts führten dazu fast 5.000 Klassenbesuche durch, davon jeweils ein Viertel in Gymnasien und Realschulen, ein Drittel in Mittelschulen. 15 Regionalkoordinator*innen informieren, bündeln, matchen, beraten, vermitteln, organisieren und begleiten die Azubis und teilnehmende Betriebe vor Ort.

In Düsseldorf führt das Netzwerk Kompetenzzentrum Berufliche Orientierung seit 2013 die „Initiative Ausbildungsbotschafter“ durch. Bisher wurden 445 Auszubildende als Ausbildungsbotschafter*innen geschult. Pro Projektjahr besuchen sie im Durchschnitt zwischen sieben und zwölf Schulen. Damit werden rund 2.000 Schüler*innen pro Jahr erreicht. Die Einsätze sind immer unterschiedlich an die Wünsche und Bedarfe der Schulen und Unternehmen angepasst, von Berufsmessen über Berufsorientierungsunterricht und Betriebserkundungen bis hin zu Projektwochen.

Einen ähnlichen Ansatz mit einem engeren Zielgruppen-Fokus verfolgte auch die von der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) umgesetzte Modellinitiative Botschafterinnen und Botschafter des Handwerks. Sechs Handwerkskammern (Aachen, Erfurt, Hannover, Oldenburg, Südthüringen und Hildesheim-Südniedersachsen) und ein Fachkräftenetzwerk (Arrivo Berlin) wurden von 2019 bis 2022 bei der Etablierung eigener Ausbildungsbotschafter*innen begleitet und unterstützt. Die Initiative richtet sich explizit an Auszubildende, beruflich Tätige und Schüler*innen mit Migrations- bzw. Fluchthintergrund. Insgesamt konnten 39 Botschafter*innen gewonnen werden, die auch nach Ende der Förderung mit den Handwerkskammern bzw. mit dem Fachkräftenetzwerk Arrivo Berlin zusammenarbeiten.

Um die Erfahrungen der zahlreichen Initiativen zu bündeln und die Akteure zu vernetzen und zu unterstützen, wird derzeit unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz der Aufbau eines bundesweiten Netzwerks von Ausbildungsbotschafter-Initiativen angestoßen, der auch vom INQA-Netzwerkbüro mit unterstützt wird.

Gemeinsam erfolgreich – gemeinsam Fachkräfte sichern!

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