Was ist betriebliches Gesundheitsmanagement?
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) steuert innerbetriebliche Prozesse und verbindet die Instrumente des gesetzlichen Arbeitsschutzes mit einer darüberhinausgehenden betrieblichen Gesundheitsförderung. Ziel ist es, die Gesundheit und damit auch die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten und zu fördern. Es ist somit mehr als ein Bündel an Einzelmaßnahmen zur Gesundheitsförderung wie etwa eine Obstschale für die Beschäftigten aufzustellen, Yogakurse oder Rückenmassagen anzubieten. Durch nachhaltiges BGM wird Gesundheit zu einem Grundpfeiler der Unternehmenskultur.
Warum betriebliches Gesundheitsmanagement?
Betriebliches Gesundheitsmanagement zahlt sich aus, denn gesunde und motivierte Mitarbeiter*innen erzielen gute Arbeitsergebnisse. Hohe Krankenstände sind für Unternehmen und Verwaltungen doppelt unerfreulich: Nicht nur fehlen Beschäftigte zur Erledigung der anstehenden Aufgaben – die verbliebenen Kolleg*innen müssen die Arbeit oftmals miterledigen, was häufig zu sinkender Motivation führt. Laut BKK Gesundheitsreport meldeten sich 2019 die Beschäftigten in Deutschland durchschnittlich 18,4 Tage krank – ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) kann eine Krankheitswelle zur ernsthaften Bedrohung werden, wenn ganze Abteilungen betroffen sind und wichtige Aufträge nicht bearbeitet werden können. Um ein solches Szenario zu vermeiden, setzen viele Unternehmen auf ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM). Dieser Artikel verschafft Ihnen einen Überblick über das Thema und leitet Sie zu weiterführenden Informationen.
Welche Ziele hat das betriebliche Gesundheitsmanagement?
Die Coronavirus-Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig effizientes Gesundheitsmanagement für Unternehmen in Ausnahmesituationen werden kann: Im Extremfall werden Betriebe geschlossen, die die Gesundheit ihrer Beschäftigten nicht ausreichend schützen. Doch auch im Arbeitsalltag können Unternehmen viele Maßnahmen zur Gesundheitsprävention einführen, um die Krankheitsstände so gering wie möglich zu halten. Ziel ist es, die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Motivation der Beschäftigten zu fördern und damit auch den Erfolg des Betriebs zu sichern. Wie sich ein betriebliches Gesundheitsmanagement erfolgreich einführen lässt, erklärt die INQA-Handlungshilfe „Gesunde Mitarbeiter – gesundes Unternehmen“.
Wie gesund sind die Mitarbeiter*innen?
Die Planung eines BGM sollte mit einer systematischen Ist-Zustand-Analyse beginnen. Folgende Fragen sollten Sie sich dabei stellen:
- Wie viele Fehltage verzeichnet Ihr Unternehmen jährlich?
- Wie stehen Sie damit im Vergleich zu anderen Unternehmen Ihrer Branche da?
- Gibt es Auffälligkeiten bei den Krankheitsursachen?
- Sind es eher körperliche oder psychische Belastungen, die zu Fehlzeiten führen?
- Besteht ein Zusammenhang zwischen hoher Arbeitsbelastung und Fehlzeiten?
Nicht alle Fragen müssen Sie allein klären: Oft helfen Krankenkassen oder Berufsgenossenschaften dabei, Krankheitsschwerpunkte im Betrieb zu ermitteln, da diese auch ein Interesse an gesunden Beschäftigten haben. Beachten Sie, dass Gesundheitsdaten sehr sensibel sind, und vergewissern Sie sich, dass alle Datenschutzregeln beachtet werden.
Über welche Belastungen berichten die Beschäftigten?
Vergessen Sie aber nicht, auch die Beschäftigten selbst zu fragen. Ihre Mitarbeiter*innen können oft sehr genau sagen, welche Situationen und Strukturen im Unternehmen belastend sind. Regelmäßige freiwillige Mitarbeiterbefragungen können wichtige Erkenntnisse zu Krankheitsursachen und vermeidbaren Stresssituationen liefern. Generell empfiehlt es sich, die Beschäftigten und den Betriebsrat frühzeitig mit in Ihr Vorhaben einzubinden. Laden Sie zum Ideenaustausch ein und dazu, Gesundheitsangebote wahrzunehmen. So erhöhen Sie die Akzeptanz der Maßnahmen und motivieren Beschäftigte, sich in den Prozess einzubringen.
Welche Rolle spielen psychische Erkrankungen im betrieblichen Gesundheitsmanagement?
Seit Jahren steigt der Anteil der Krankheitstage, der auf psychische Erkrankungen zurückgeht. Psychische Erkrankungen sind inzwischen mit mehr als 40 Prozent die häufigste Ursache für Frühverrentung aus Gesundheitsgründen. Selbst wenn die Ursachen eher im Privatleben liegen, wirken sich psychische Beschwerden negativ auf Leistungsfähigkeit und Motivation der Beschäftigten aus. Unternehmen können jedoch viel für das Wohlergehen ihrer Beschäftigten tun. Im besten Fall funktioniert das BGM bei psychischen Belastungen wie ein Frühwarnsystem. Ein erster Schritt ist es etwa, dafür im Unternehmen Ansprechpartner*innen zu schulen, die betroffene oder indirekt betroffene Kolleg*innen in schwierigen Situationen beraten können.
Führungskräfte, die sich aktiv um die Gesundheit ihrer Beschäftigten kümmern, übernehmen soziale Verantwortung und sorgen für ein gutes Betriebsklima.
Weitere Informationen: „In sieben Schritten zum betrieblichen Gesundheitsmanagement“