Die Volksbank Ulm-Biberach ist ein mittelständisches Unternehmen, das regional fest verankert ist. Wie nehmen Sie in Ihrer Bank den Umstand wahr, dass die Beschäftigten in Deutschland im Durchschnitt immer älter werden?
Eine älter werdende Belegschaft als Resultat des demografischen Wandels ist Teil der Realität, mit der wir umgehen müssen. Eine große Herausforderung und Aufgabe sehen wir gleichzeitig aber auch in der sich dynamisch entwickelnden Arbeitswelt. Informationsüberflutung, ständige Neuerungen und technische Updates, aber auch die grundsätzliche Erwartungshaltung, alles stets innerhalb kürzester Zeit erledigen oder beantworten zu müssen – diesen Ansprüchen versuchen wir täglich gerecht zu werden. In der Kombination mit einer alternden Belegschaft ergibt sich daraus eine große Aufgabe. Für uns als Bank bedeutet das, Personalarbeit, Strukturen und Prozesse kontinuierlich weiterzuentwickeln, an sich ändernde Gegebenheiten anzupassen sowie grundsätzlich flexibel und agil zu sein.
Was bedeutet das konkret?
In unserer gelebten Praxis heißt das zum Beispiel eine optimierte Erfassung demografischer Kennzahlen, um bei Personalveränderungen deutlich besser und schneller agieren zu können. Als besonders wichtig erachten wir zudem, Unterstützungsangebote im Bereich der Personalentwicklung und des betrieblichen Gesundheitsmanagements zu etablieren bzw. vorhandene Angebote stetig auszubauen. Damit zielen wir darauf ab, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Wandel zu rüsten, ihnen eine altersgerechte Arbeit zu ermöglichen und ihre psychische, physische und soziale Gesundheit zu fördern und zu erhalten. Auf der anderen Seite versuchen wir bewusst, viel in Ausbildung zu investieren. Dazu zählt beispielsweise eine konstante oder sogar gesteigerte Anzahl belegter Ausbildungsplätze und Trainee-Stellen. Eine große Chance – insbesondere mit Blick auf den Fachkräfteengpass – sehen wir zudem in der Verstärkung des Technikeinsatzes, um die Automatisierung von Arbeitsabläufen zu erreichen.
Welche Angebote machen Sie, um Ihre Beschäftigten beim Erhalt ihrer Arbeit- und Leistungsfähigkeit zu unterstützen?
Zukünftig wird es noch wichtiger werden, den Fokus auf die Ressource und den Erfolgsfaktor Mensch zu legen, denn nur mit gesunden und leistungsfähigen Mitarbeitenden bleiben wir als Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich. Der Erhalt der Arbeitsfähigkeit und des Wohlbefindens der Mitarbeitenden sind daher eine wichtige Aufgabe und Verantwortung. Neben ökonomischen Bestrebungen berücksichtigt die Volksbank Ulm-Biberach eG in ihrer Strategie schon lange auch soziale, ökologische und ethische Aspekte. Bereits vor zehn Jahren haben wir ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) etabliert. Außerdem machen wir am Bedarf ausgerichtete, zielgruppenspezifische Angebote. Diese reichen von Seminaren in den klassischen Präventionsbereichen bis hin zu Firmenfitness, Vorsorgeangeboten, Sozialberatung oder psychosomatischer Beratung in seelisch belastenden Situationen. Um das BGM für alle individuell zugänglich zu machen, haben wir auch eine App implementiert.
Gibt es neben den klassischen Gesundheitsthemen weitere Angebote?
Ja, wir sehen auch die Flexibilität und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben als wichtige Facette des Wohlbefindens. Um dieser gerecht zu werden, haben wir unter anderem die Möglichkeit des mobilen Arbeitens sowie eine Plattform mit Betreuungs- und Lernförderungsangeboten für Eltern eingeführt. Auf der Suche nach Lösungen hat es sich bewährt, uns regelmäßig mit anderen Unternehmen auszutauschen. So können Lösungsansätze und Best Practices geteilt oder gemeinsam erarbeitet werden. Wir engagieren uns daher bereits seit einiger Zeit im Rahmen des regionalen Arbeitskreises Ulm-Biberach des ddn (Das Demographie Netzwerk e.V.) und sind aktiv im Austauschforum “Gesund im Betrieb” eingebunden. Die Netzwerkarbeit ermöglicht es, gegenseitig von Wissen und Erfahrungen zu profitieren und so gemeinsam Zukunft zu gestalten.
Digitalisierung und Demografie sind zwei zentrale Megatrends, die parallel wirken und den strukturellen Wandel der Arbeitswelt bestimmen. Banken sind davon stark betroffen. Welche Strategien der Personalarbeit wenden Sie an, um Ihre Belegschaft darauf vorzubereiten?
Ein wichtiges Instrument ist die Personalentwicklung. Unser Anspruch ist es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Führungskräfte konsequent in ihrer fachlichen und persönlichen Entwicklung zu unterstützen, um ihre Digitalkompetenz, aber auch Fähigkeiten zur Kommunikation, Resilienz und Flexibilität unternehmensweit auszubauen. Durch den gezielten Aufbau von Kernkompetenzen und attraktive Karrierewege sichern wir unseren Fachkräftenachwuchs intern und bleiben auch attraktiv für Bewerberinnen und Bewerber. Um die Richtung zu definieren, skizzieren wir regelmäßig bevorstehende Herausforderungen und mögliche Zukunftsszenarien und definieren auf Basis dessen die zukünftigen Kernkompetenzen. In der aktuellen Entwicklung, in der digitale Beratungsangebote und Flexibilität erwartet werden und sich die Bank-Beratung stark wandelt, haben wir unseren Fokus unter anderem auf den Aufbau digitaler Kompetenz gelegt.
Wie setzen Sie das konkret um?
Wir arbeiten zum Beispiel mit einer App, die es uns ermöglicht, Schulungsinhalte überall und jederzeit zu erleben. Die App ermöglicht es auch, dass unsere internen Expertinnen und Experten im Rahmen unserer “GenoWirkstatt” selbst Schulungen anbieten und somit schnell und effizient ihr Wissen online teilen können. Durch den enormen Wandel entstehen in der Belegschaft auch Unsicherheiten. Um diese gut zu begleiten, sehen wir unsere Führungskräfte der Zukunft als Coaches für ihr Team. Daher legen wir den Schwerpunkt in der Führungskräfteentwicklung auf Change-Management, hybrides Führen, aber auch Coaching und Kommunikation, damit sie ihre Mitarbeitenden gut durch den Veränderungsprozess begleiten können. So möchten wir die Kompetenzen unserer Bank kurz-, mittel-, aber auch langfristig sichern.