Es gibt viele Gründe dafür, dass Beschäftigte in Pflegeberufen an ihre Grenzen kommen. Auf Station, in der Tagespflege, in Wohnbereichen oder in der häuslichen Pflege sind sowohl die körperlichen als auch die psychischen Anforderungen hoch. So arbeiten Beschäftigte nach wie vor viel im Stehen. Sie schleppen oder heben große Lasten und arbeiten unter hohem Zeit- und Leistungsdruck. Gleichzeitig verfügen sie oft nicht über ausreichendes Wissen darüber, wie sie mit diesen Anforderungen so umgehen können, dass ihre Gesundheit nicht darunter leidet. Dies führt u. a. zu Bandscheibenvorfällen, Kopfschmerzen, Schlafproblemen oder Hauterkrankungen. Der Grundstein für gesundheitsgerechtes Arbeiten in der Pflege sollte schon während der Ausbildung gelegt werden. Dies wird jedoch oft vernachlässigt. Woran liegt das?
Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit zu Ausbildungsthemen machen
Oft fehlt die Zeit oder es wird davon ausgegangen, dass das Wissen um Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in der Berufsschule vermittelt wurde. Allerdings kann theoretisch erworbenes Wissen im Arbeitsalltag nur dann gut angewandt werden, wenn es regelmäßig genutzt wird. Unterbleibt eine gute Praxisanleitung, fehlen im weiteren Berufsleben wichtige Kenntnisse und Fertigkeiten, um körperlichen und psychischen Folgen ungünstiger Arbeitsbedingungen vorzubeugen. Hier sind Sie als Praxisanleiter*in, Führungskraft oder Personalverantwortliche*r einer stationären Pflegeeinrichtung oder eines ambulanten Pflegedienstes gefragt, denn es liegt auch in Ihrer Hand, eine Unternehmenskultur zu etablieren, in der die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten ernst genommen und vorgelebt wird. Nur dann können Praxisanleiter*innen ihrer Vorbildrolle gerecht werden und den Nachwuchs auch für Möglichkeiten der gesundheitsförderlichen Gestaltung von Arbeit sensibilisieren.
Acht Schritte für mehr Sicherheit und Gesundheit in der Pflegeausbildung
1. Schritt: Bewusst machen
2. Schritt: Wissen prüfen
3. Schritt: Sich informieren
4. Schritt: AGS systematisch einplanen
5. Schritt: Schüler/innen für AGS sensibilisieren
6. Schritt: Praxisanleitung durchführen
7. Schritt: Praxisanleitung gemeinsam reflektieren
8. Schritt: Praxisanleitung bewerten und anpassen
Sie wollen die Sicherheit und Gesundheit Ihrer Beschäftigten ernster nehmen und Ihre Unternehmenskultur dahingehend weiterentwickeln? In der INQA-Handlungshilfe „Praxislernort Pflege – Anleiten zu einer gesundheitsgerechten Arbeit in der Pflege“ finden Sie wichtige Hintergrundinformationen, Praxistipps und Handlungshilfen. Folgen Sie den acht Schritten und schaffen Sie so optimale Rahmenbedingungen für eine gute Praxisanleitung:
Auf die kleinen Dinge kommt es an: Reflektieren Sie Ihren Pflegealltag und machen Sie sich bewusst, welche Dinge Sie automatisch oder eher unbewusst tun, um sich und Ihre Gesundheit am Arbeitsplatz zu schützen. Sie werden sehen: Prävention fängt mit kleinen Schritten an.
Überprüfen Sie mit kritischem Blick Ihre Kenntnisse zu Themen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und decken Sie mögliche Schwachstellen auf. So wissen Sie, wo Sie nacharbeiten können.
Bringen Sie Ihr Wissen auf den neuesten Stand und befassen Sie sich auch mit den rechtlichen Seiten des Arbeitsschutzes. So können Sie Pflegeschüler*innen später qualifiziert anleiten und auch Detailfragen beantworten. Gespräche mit Kolleg*innen helfen bei der Wissensvertiefung.
Planen Sie Ihre Praxisanleitungen verstärkt unter dem Gesichtspunkt Arbeits- und Gesundheitsschutz. So gehen gesundheitsrelevante Aspekte neben pflegefachlichen Aspekten nicht unter.
Machen Sie Arbeits- und Gesundheitsschutz gleich in der ersten Praxisanleitung zum Thema und weisen Sie Ihre Schüler*innen darauf hin, dass es Ihnen neben pflegefachlichen Inhalten auch um Arbeits- und Gesundheitsschutz geht.
Führen Sie die von Ihnen geplante Praxisanleitung durch. Sie sind Pflegefachexpert*in.
Am Ende der Praxisanleitung führen Sie ein Feedbackgespräch. So können Sie überprüfen, ob Ihre Pflegeschüler*innen die Grundlagen für gesundheitsgerechtes Arbeiten verstanden und verinnerlicht haben.
Sind Sie mit der Anleitung zufrieden? Was wollen Sie beim nächsten Mal anders machen? Dieser letzte Schritt ist gleichzeitig ein Anfang. Im Sinne eines Kreislaufs wiederholen Sie bei einer nächsten Anleitung die (nun weniger aufwändige) Vorbereitung und die weiteren, oben beschriebenen Schritte.