Raum für Kreativität wirkt sich positiv auf die Motivation der Mitarbeitenden aus und bringt oft die erstaunlichsten Ergebnisse – was wesentlich zum Unternehmenserfolg beitragen kann. Immer mehr Unternehmen fördern deshalb das kreative Potenzial ihrer Mitarbeiter*innen mit neuen, spielerischen Ansätzen. Dabei können schon kleine Maßnahmen viel bewirken. Wichtig ist auch: Scheitern kann ausdrücklich erlaubt sein.
Für alle Branchen und Unternehmensgrößen: sechs kreativitätsfördernde Formate
Von der Unternehmensberatung über die öffentliche Verwaltung bis hin zum Medizintechnikhersteller: Egal, wie groß Ihr Betrieb ist oder in welcher Branche Sie arbeiten – Möglichkeiten, kreativ zu arbeiten und Ihre Mitarbeiter*innen zu motivieren, gibt es überall. Wir haben unterschiedliche Kreativitätstechniken aus der Praxis zusammengestellt, mit denen Sie Innovation in Ihrem Unternehmen fördern können.
Technologischer Fortschritt, innovative Arbeitsmodelle und neue Erwartungen an Arbeitgebende: Unternehmen jeder Größe sollten ihre Arbeitsumgebung den Anforderungen der heutigen Zeit anpassen. Smart Workplaces zielen darauf ab, den verschiedenen Arbeitsformen und Bedürfnissen der Mitarbeiter*innen gerecht zu werden: Dazu gehört eine aufgabenorientierte und innovative Arbeitsumgebung ebenso wie die Ausstattung mit modernen Kommunikationstechnologien.
Microsoft Deutschland hat bereits vor einigen Jahren den Schritt zum Smart Workspace gewagt und seine Bürostrukturen auf den Kopf gestellt. Persönliche Arbeitsplätze gibt es nicht mehr. Stattdessen können Mitarbeiter*innen ihren Arbeitsplatz frei aus vier verschiedenen Arbeitsumgebungen wählen – von der Think Zone bis zur Discuss Zone.
„Montag ist Schontag“ heißt es bei der Darmstädter Kommunikationsagentur quäntchen + glück. Der erste Tag der Woche dient allein dem internen Austausch, der Wochenplanung im Team und dem ungestörten kreativen Arbeiten. Kund*innen erreichen an diesem Tag nur den Anrufbeantworter und erhalten automatische Mails.
Ein Schontag kann sinnvoll sein, wenn die Mitarbeiter*innen eines Unternehmens an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten. Dies führt zwangsläufig zu weniger Begegnungen im Team. Auch kann es schwierig sein, Termine für interne Absprachen zu finden. Der Schontag ist der Tag in der Woche, an dem alle zusammenkommen und sich Zeit für Zusammenarbeit und Begegnungen nehmen. Das stärkt das Miteinander. Den Rest der Woche haben die Mitarbeiter*innen Zeit für konzentriertes Arbeiten oder für Termine mit Kund*innen.
Eine Workation ermöglicht es Beschäftigten, Arbeit und Freizeit an einem Ort ihrer Wahl miteinander zu verbinden. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern „work“ (Arbeit) und „vacation“ (Urlaub) zusammen. Workation ist jedoch weniger als klassischer Urlaub zu verstehen, sondern vielmehr als Auszeit vom Arbeitsalltag. Die Mitarbeiter*innen arbeiten ganz regulär. Nach Feierabend können sie den Urlaubsort erkunden oder Zeit mit Kolleg*innen, Freund*innen und Familie verbringen. Eine Workation kann von einer*einem Mitarbeiter*in selbst oder von den Arbeitgebenden geplant werden.
Die Unternehmensberatung Summer&Co organisiert jährlich ein Sommercamp für ihre Mitarbeiter*innen. Mit dabei sind auch die Kinder der Beschäftigten. Gemeinsam werden Post-its geklebt oder Fußball gespielt. So erleben sich die Beteiligten nicht nur als Kolleg*innen, sondern auch als Elternteil oder Vorbild. Und die Erwachsenen können sich von den Kindern daran erinnern lassen, was es heißt, unvoreingenommen an Probleme heranzugehen und Neues zu wagen.
Ursprünglich in der Firma Adobe entwickelt, wird die „Kickbox-Methode“ längst auch in anderen Unternehmen eingesetzt. Kickbox ist ein ideenzentrierter Ansatz, der die Prinzipien von Lean Startup und Design Thinking kombiniert. Jede Person erhält eine physische Box, die verschiedene Tools beinhaltet, mit denen sie eigenständig neue und innovative Lösungen entwickeln kann. Der Medizintechnikkonzern Dräger nutzte das Format im Rahmen eines Ideenwettbewerbs. Die Teilnehmenden erhielten eine rote Schachtel mit einer Sechs-Schritte-Anleitung sowie Fragen, Tipps und Checklisten, um innovative Geschäftsmodelle und Produkte zu entwickeln.
Die Mitarbeiter*innen bei Dräger entwickelten nicht nur Ideen für neue Produkte, sondern konnten auch ein Start-up im Unternehmen gründen, sofern eine Jury eine Idee als aussichtsreich einschätzte. Damit wurden die Entwickler*innen zu Geschätsführenden ihrer eigenen Ideen. Der Vorteil von Corporate Start-ups: Mitarbeiter*innen können abseits von herkömmlichen Strukturen gezielt an der Umsetzung ihrer Ideen arbeiten und dabei auf vorhandene Ressourcen des Unternehmens zurückgreifen – Infrastruktur, Know-how, Kapital und vieles mehr.
*Katharina Hölzle war bis 2022 Professorin an der Universität Potsdam. Seit dem 1. April 2022 leitet sie das Institut für Arbeitswissenschaft IAT der Universität Stuttgart sowie das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO.