Arbeit ist für viele Menschen mit Stress verbunden – durch neue Technologien, hohen Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, Multitasking oder anderes. Das bleibt nicht folgenlos. Viele Betriebe spüren: Die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz und daraus entstehenden Gesundheitsprobleme nehmen zu. Das zeigt sich etwa in vermehrten Fehlzeiten. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) kann das schnell zum Problem werden. Sie können jedoch etwas tun: Eine mitarbeiterorientierte Führung und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz bringen nachweislich positive Effekte für die psychische Gesundheit von Beschäftigten.
Warum Sie in die psychische Gesundheit investieren sollten
Mitarbeiter*innen, die ständig hohen Belastungen ausgesetzt sind, büßen an Wohlbefinden und psychischer Gesundheit ein. Früher oder später wirkt sich das auf die Arbeitsqualität und damit auch auf Ihr Unternehmen aus, wie die INQA-Handlungshilfe „Mit Verstand und Verständnis – mitarbeiterorientiertes Führen und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz“ zeigt. Danach führen dauerhafte Belastungen und Stress zu Leistungsschwankungen, verminderter Konzentration, Fehlern und geringerer Produktivität. Außerdem befördern sie Arbeitsunzufriedenheit und Demotivation. Von da ist es nicht mehr weit bis zur „inneren“ oder sogar realen Kündigung.
Mitarbeiterorientiertes Führen und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz fördern die Gesundheit
In Zeiten, in denen Fachkräfte gesucht werden, ist es deshalb in Ihrem eigenen Interesse, Ihre Mitarbeiter*innen an sich zu binden. Mitarbeiterorientiertes Führen und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz gehören hier dazu. Entscheidend dabei: das Verhalten der Führungskräfte. Zahlreiche Studien belegen positive Zusammenhänge zwischen Führung und Gesundheit von Mitarbeiter*innen. Ein autoritärer Führungsstil etwa lässt die Fehlzeiten ansteigen. Dagegen reduziert mitarbeiterorientierte Führung Belastungen und Fehlzeiten. Als besonders wirkungsvoll gilt die soziale Unterstützung am Arbeitsplatz. Dazu gehören wechselseitige Hilfe, emotionale Unterstützung durch Vertrauen und Anteilnahme, Feedback, aber auch gesellige Aktivitäten in der Gruppe. Jeder kennt das: Aufgaben und Probleme gemeinsam zu lösen, hilft dabei, Belastungen besser zu bewältigen.
Soziale Unterstützung wirkt auf Wohlergehen und Gesundheit
Belastung hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit.
Soziale Unterstützung reduziert die Belastung, puffert somit die negativen Auswirkungen der Belastung auf die Gesundheit und stärk dabei gleichzeitig die Gesundheit.
So wirkt soziale Unterstützung auf Gesundheit und Fehlzeiten
Untersuchungen haben folgende Zusammenhänge zwischen sozialer Unterstützung und gesundheitlichen Effekten nachgewiesen:
- Geringe soziale Unterstützung geht häufig mit Schulter- und Nackenbeschwerden einher. Je geringer die Unterstützung, umso größer die Beschwerden.
- Wer keine Freude an der Arbeit hat und sich nicht von Kolleg*innen unterstützt fühlt, hat ein zweieinhalbfach höheres Risiko, Rückenbeschwerden zu entwickeln.
- Mitarbeiter*innen, die von ihren Vorgesetzten nicht unterstützt werden, leiden häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Mitarbeiter*innen, die gute Unterstützung erfahren, sind stressresistenter und deutlich weniger in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt.
- Gereiztheit, arbeitsbezogene Angst, psychosomatische Beschwerden und Burnout kommen bei Mitarbeiter*innen mit hoher sozialer Unterstützung seltener vor.
- Mangelnde soziale Unterstützung führt hingegen zu erhöhten Fehlzeiten und einer höheren Bereitschaft, den Arbeitgeber zu wechseln.
Diese Faktoren zeichnen eine gesundheitsfördernde Personalführung aus
Es lohnt sich deshalb, Ihre Personalführung zu überprüfen und mitarbeiterorientiertes Führen sowie soziale Unterstützung am Arbeitsplatz zu verankern. Die Handlungshilfe nennt die hierfür notwendigen Faktoren:
Etablieren Sie einen beteiligungsorientierten Führungsstil, der das Erfahrungswissen und die Bedürfnisse der Beschäftigten einbezieht. Das fördert Verantwortungsgefühl und Akzeptanz. Zudem sollte die Führungskraft Vorbild sein und Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen.
Gesunde Arbeitsplätze sind nach gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen gestaltet. Das umfasst neben der Ergonomie auch zeitliche und inhaltliche Freiheitsgrade bei der Arbeit, gerechte Lastenverteilung, klare Aufgaben und Rollen sowie transparente Abläufe.
Beugen Sie Über- und Unterforderung vor, indem Sie Beschäftigte gemäß ihren Fähigkeiten einsetzen. Qualifizieren Sie sie für neue Aufgaben und ermöglichen Sie ihnen den Erwerb von Anti-Stress-Kompetenzen wie Zeit- und Konfliktmanagement, Gesprächsführung oder Entspannungstechniken.
Es braucht eine „Unterstützungskultur“ im Betrieb. Kommunizieren Sie z. B. offen, fördern Sie soziale Aktivitäten, stärken Sie Teamarbeit, verankern Sie das Prinzip der gegenseitigen Hilfe als Leitbild und ermöglichen Sie Unterstützung, wenn derBedarf besonders hoch ist, etwa in Belastungsspitzen.
Mitarbeiterorientiertem Führen gehört die Zukunft
Wie die künftige Arbeitswelt aussehen wird, weiß heute niemand. Doch die Rolle, die der Mensch mit seinem Wissen, seinen Erfahrungen und seinen Fähigkeiten darin spielen wird, können wir heute aktiv mitgestalten. Die Handlungshilfe „Mit Verstand und Verständnis – mitarbeiterorientiertes Führen und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz“ unterstützt Sie auf dem Weg zu mitarbeiterorientierter Führung mit weiteren Tipps, Checklisten sowie konkreten Praxisbeispielen.